Die artgerechte Ernährung unserer Hunde spielt eine zentrale Rolle für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Immer häufiger stellen Besitzer/-innen die Frage, ob ihre Katzen und Hunde vegan oder vegetarisch ernährt werden können und dies eine geeignete Alternative zur fleischhaltigen Ernährung wie BARF darstellt. Während einige Hundehalter/-innen ethische Gründe für die vegetarische oder vegane Hundeernährung anführen, sehen andere gesundheitliche Vorteile.
Dr. Julia Vietmeier, Tierärztin und inpetto-Expertin, gibt eine fundierte Einschätzung und zeigt auf, worauf es bei der fleischlosen Ernährung von Hunden wirklich ankommt.
Hunde können unter bestimmten Bedingungen vegetarisch ernährt werden, jedoch ist eine vegane Ernährung komplex und birgt Risiken.
„Hunde sind Karni-Omnivoren, also Allesfresser mit einer Betonung auf Fleisch“, erklärt Julia. Durch die Jahrtausende dauernde Anpassung an den Menschen haben Hunde allerdings auch die Fähigkeit entwickelt, Stärke zu verdauen.
“Eine vegetarische Ernährung mit tierischen Eiweißquellen wie Eiern und Quark ist demnach grundsätzlich möglich und kann sogar bei bestimmten gesundheitlichen Problemen wie Futtermittelallergien oder Lebererkrankungen notwendig sein. Es ist jedoch wichtig, dies im Einzelfall mit einem Tierarzt abzuklären“, rät Julia.
Wer seinem Hund eine Abwechslung im Speiseplan ermöglichen möchte, der kann auch ab und zu auf eine fleischlose Mahlzeit mit Gemüse wie Kartoffeln zurückgreifen. Die vegane Ernährung bei Hunden ist hingegen etwas knifflig: „Die vegane Ernährung erfordert eine sehr genaue Zusammensetzung, um eine ausreichende Versorgung mit essenziellen Aminosäuren zu gewährleisten.“
Zwischen veganer und vegetarischer Ernährung gibt es deutliche Unterschiede in Bezug auf die Gesundheit von Haustieren, wie Julia darlegt:
Die Forschung zur fleischlosen Ernährung von Hunden steckt noch in den Kinderschuhen. Zwar wurden in den letzten Jahren vermehrt wissenschaftliche Studien zu vegetarischer und veganer Ernährung von Hunden veröffentlicht, doch die Aussagen sind noch kontrovers und fundierte Langzeitstudien fehlen bisher, ordnet Julia ein.
Das Tierschutzgesetz (§2) gibt im 2. Abschnitt Aufschluss und besagt:
„Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1. Muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen, (…)“
Das bedeutet: Aus rein ethischen Gründen (wie z. B. aus Kritik an dahinterstehender Massentierhaltung) sollten unsere Hunde – als fleischbetonte Allesfresser – nicht grundlos dauerhaft fleischlos gefüttert werden.
Eine Hundefutterumstellung vom Fleischfresser zum Vegetarier sollte schrittweise über mehrere Wochen erfolgen, um Verdauungsprobleme (etwa durch Unverträglichkeiten hervorgerufen) zu vermeiden: “Sollten weicher Kot oder Blähungen auftreten, muss man den Gehalt an Soja, Linsen, Erbsen und Bohnen und auch Laktose überprüfen und eventuell herabsetzen.“
„Zur Deckung des Energiebedarfs sind vor allem Fette, Kohlenhydrate und Proteine nötig“, erklärt Julia. Diese Grundnährstoffe liefern nicht nur Kalorien, sondern erfüllen auch wichtige Stoffwechselfunktionen.
Für eine ausgewogene Ernährung gemäß dem Bedarf von Vierbeinern sind jedoch folgende Nährstoffe essenziell:
Fertige Produkte mit der Deklaration ‚Alleinfuttermittel‘ sind in der Regel als Nahrung so konzipiert, dass sie den Hund bei korrekter Anwendung ausreichend versorgen.
Julias Tipp: “Wer das Futter jedoch selbst zusammenstellen möchte, sollte unbedingt einen Experten hinzuziehen. Ohne eine professionelle Rationsberechnung durch einen Tierarzt oder Ernährungsberater mit entsprechender Qualifikation kann es schnell zu einer Unterversorgung kommen.“
Bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung von Hunden sind Nahrungsergänzungsmittel oft unverzichtbar, um Mangelzustände zu vermeiden. „Der Nährstoffbedarf von Hunden ist höher als der von Menschen. Besonders der Kalziumbedarf ist schwer zu decken, sodass meistens ein geeignetes Mineralfuttermittel ergänzt werden muss“, erklärt Julia.
Bei vegetarischer Ernährung können tierische Quellen an Eiweiß wie Hartkäse helfen, den Proteinbedarf zu decken – doch auch dies birgt Herausforderungen: „Hartkäse hat oft einen niedrigen Laktosegehalt und kann in großer Menge gefüttert werden, allerdings führt der hohe Fettgehalt dazu, dass der Hund zu viel Energie bekommt.“
Das bedeutet: Fleischlose Alternativen wie Hartkäse zwar eine Möglichkeit zur Deckung des Proteinbedarfs darstellen, jedoch durch ihren hohen Fettgehalt und die damit verbundene überschüssige Energiezufuhr Nachteile mit sich bringen und daher nicht die gleiche Wertigkeit wie Fleisch bei der Proteindeckung erreichen.
Bei veganer Ernährung entfallen zudem essenzielle Nährstoffe, die ausschließlich in tierischem Gewebe wie z. B. Muskelfleisch oder Innereien enthalten sind. „Sowohl bei vegetarischer als auch bei veganer Fütterung ist somit ein Futterzusatzmittel kaum zu umgehen“, gibt Julia abschließend zu bedenken.
Dr. Julia Vietmeier ist Fachtierärztin und führt eine eigene Praxis. Ihr ist ein ganzheitlicher Blick auf unsere treuen Gefährten wichtig, daher legt sie bei ihren Behandlungen viel Wert auf die Bedürfnisse von Hunden und ihren Besitzer/-innen.