Luisa Beck ist Tierärztin in der Tierklinik und Kleintierpraxis in Brockhagen.
„Von einer Futterumstellung ist jede/r Hundehalter/in im Laufe der Zeit mal betroffen. Viele Besitzer/-innen sind beim ersten Mal unsicher und wissen nicht genau, auf welches Futter und vor allem wie sie das Futter am besten umstellen. Deshalb begegne ich diesem Thema regelmäßig in meinem Berufsalltag und stehe meinen Patienten und ihren Menschen gerne beratend zur Seite.“.
Wir haben Luisa in der Praxis in Brockhagen besucht und mit ihr die wichtigsten Infos für eine erfolgreiche Futterumstellung besprochen.
Es gibt einige Gründe für eine Futterumstellung bei deinem Hund. Manche sind notwendig, andere wiederum nicht unbedingt.
Der natürliche Alterungsprozess eines Hundes bringt in der Regel zwei Futterumstellungen mit sich.
„Ein Welpe hat andere Bedürfnisse als ein erwachsener Hund, die sich im höheren Seniorenalter dann nochmal ändern. Deshalb gibt es spezielle Futtermittel für Welpen, erwachsende Hunde und Senioren die optimal auf die jeweiligen Bedürfnisse des Alters abgestimmt sind.“.
Es gibt eine Vielzahl an Krankheiten wie zum Beispiel Nierenprobleme, Lebererkrankungen, Diabetes oder Arthrose, die Einfluss auf die Ernährung nehmen und eine Futterumstellung deshalb durchaus sinnvoll sein kann.
„Bei einer Arthrose gibt man dem Hund bestimmte Zusätze für die Gelenke. Wer das nicht extra zufüttern möchte, kann das Hundefutter umstellen auf eine Sorte, die auf diese Krankheit abgestimmt ist und bereits alle wichtigen Zusätze enthält.“.
Ist dein Hund gesund, kannst du frei entscheiden, ob du ihn barfen oder mit Trocken- oder Nassfutter füttern möchtest. Jede dieser Fütterungsvarianten hat seine eigenen Vor- und Nachteile für deinen Hund und sind berechtigte Alternativen. Auch für den Menschen ergeben sich unterschiedliche Vor- und Nachteile und so sind es manchmal persönliche Vorlieben in Bezug auf Anschaffungspreise oder Lagerungsbedingungen, die eine Umstellung von der einen Fütterungsvariante auf die andere ergeben.
„Ich bitte unsere Hundebesitzer/-innen dabei aber immer zum Wohle des Tieres zu handeln und das auch in den Vordergrund zu stellen. So sollte man zum Beispiel immer auf eine gleichbleibende Hochwertigkeit der Inhaltsstoffe achten.“.
Das Thema Ressourcenknappheit ist in der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken und daher auch Luisa bereits mehrfach begegnet.
„Im letzten Jahr ist mir aufgefallen, dass Büffel und Strauß sehr knapp waren. Die Hersteller haben nicht genug Fleisch bekommen und konnten die jeweiligen Sorten nicht produzieren. Deshalb waren einige Hundebesitzer/-innen gezwungen das Futter umzustellen und ihrem Hund eine andere Sorte anzubieten.“.
Es kann sein, dass sich der Energiebedarf deines Hundes erheblich ändert, weshalb auch dann eine Futterumstellung durchaus sinnvoll ist.
„Wenn eine jagdliche Führung angestrebt wird oder der Hund zum Beispiel am Ende seiner Wachstumsphase an den Sport herangeführt wird und langfristig mit seinem Menschen joggen geht, brauchen diese Hunde mehr Energie.
Ein Hund mit Gelenkproblemen wird in der Regel etwas inaktiver und verbraucht dadurch langfristig weniger.
Wichtig ist die Dauer des veränderten Energiebedarfs zu berücksichtigen. Wenn ein Hund aufgrund einer OP nur für ein paar Wochen inaktiver ist, muss man nicht sofort das Futter umstellen. Dann reicht auch einfach eine Anpassung der Futtermenge für diesen bestimmten Zeitraum.“.
Unverträglichkeiten und Allergien sind bei Hunden keine Seltenheit und daher auch oft ein Grund, warum das Futter umgestellt werden muss.
„Es gibt keine allgemeine Aussage, auf was Hunde am Ehesten reagieren. Ob ein Tier das Futtermittel generell, ein Getreide oder die Proteinquelle nicht verträgt, ist immer sehr individuell und muss im Einzelfall betrachtet werden.“.
Wer mag jeden Tag das gleiche essen? Mit einer Futterumstellung kannst du deinem Hund ein bisschen Abwechslung geben und ihm zum Beispiel mal eine neue Fleischsorte anbieten. Manche Hunde sind von sich aus auch etwas mäkelig und haben irgendwann keine Lust mehr auf ihr Futter.
„Man kann das Futter für die Abwechslung gerne mal umstellen, sollte es aber wirklich nicht zu oft machen und wenn dann auch vernünftig, um die Verdauung des Hundes nicht durcheinander zu bringen.“.
„Ich hatte mal einen Patienten mit anhaltendem Durchfall. Die Besitzerin kam zu uns in die Praxis, weil sie den Durchfall ihres Hundes seit zwei Wochen nicht in den Griff bekam.
Bevor ich eine Diagnose stelle und behandle, lasse ich mir immer genau erklären was passiert ist.
Die Besitzerin hatte das Futter ihres Hundes von einem auf den anderen Tag umgestellt. Plötzlich hatte ihr Hund Durchfall. Da es nach drei Tagen noch nicht besser war, dachte die Besitzerin, ihr Hund würde das neue Futter nicht vertragen und hat erneut auf ein anderes Futter umgestellt. Das ging so weiter, bis sie zu uns in die Praxis kam.
Der Hund war letztendlich kerngesund. Auslöser für den Durchfall war eine falsche Herangehensweise bei der Futterumstellung.
Deshalb ist es wichtig, so etwas nicht einfach so und auch nicht zu oft zu machen.“.
Es gibt so viele verschiedene Gründe und Ursachen für eine Futterumstellung. „Die Umstellung selbst ist nicht schwer. Wer sich einmal informiert hat und weiß, worauf man achten muss, bekommt das ganz leicht hin.“.
Luisas Empfehlung, damit dein Hund sein neues Futter schonend aufnehmen und gut vertragen kann: „Langsam und Schritt für Schritt.“.
Was genau bedeutet das?
Bei einem normalen und gesunden Hund solltest du dir ca. 7 – 10 Tage Zeit nehmen für die Umstellung. „Wenn der Hund sensibel auf Futter reagiert oder generell empfindlich ist, empfehle ich sogar bis zu 14 Tage.“.
In dieser Zeit fängst du an die neue Futtersorte in das bestehende mit einzumischen und den Anteil jeden Tag ein bisschen zu erhöhen.
„Ich rate den Besitzern/-innen meiner Patienten immer, das Futter zu wiegen und in der angestrebten Zeit gleichmäßig zu verteilen. Wenn man das Futter einfach nach Gefühl mischt, kann es sein, dass man zu früh fertig wird und den Magen-Darm-Trakt des Hundes unnötig stresst.“.
Nehmen wir an, dein Hund bekommt am Tag insgesamt 500 g Trockenfutter und du möchtest nun in 10 Tagen auf eine andere Sorte Trockenfutter umstellen.
Tag | Anteile altes Futter (in g) | Anteile neues Futter (in g) |
---|---|---|
1 | 9 (450 g) | 1 (50 g) |
2 | 8 (400 g) | 2 (100 g) |
3 | 7 (350 g) | 3 (150 g) |
4 | 6 (300 g) | 4 (200 g) |
5 | 5 (250 g) | 5 (250 g) |
6 | 4 (200 g) | 6 (300 g) |
7 | 3 (150 g) | 7 (350 g) |
8 | 2 (100 g) | 8 (400 g) |
9 | 1 (50 g) | 9 (450 g) |
10 | 0 (0 g) | 10 (500 g) |
Trotzdem solltest du immer individuell auf deinen Hund schauen und beurteilen, wie er das neue Futter verträgt. „Wenn das Tier von Tag 5 auf Tag 6 zum Beispiel nicht mehr Fressen möchte oder Durchfall bekommt, erhöhe ich die Menge vom neuen Futter nicht einfach weiter, sondern gehe lieber nochmal einen Schritt zurück und beobachte, wie mein Hund das verträgt.“.
Wenn du innerhalb einer Fütterungsvariante bleibst, gibt es meist keine großen Probleme bei der Umstellung. Wenn du aber zwischen Barf, Nass- oder Trockenfutter wechselt, brauchst du evtl. ein wenig mehr Geduld, da der Effekt auf den Magen und Darm Trakt stärker ist.
Achtung: Das neue Futter wird eine andere Energiedichte haben als das alte. Du solltest ungefähr den Energiebedarf deines Hundes kennen, um zu wissen, wie viel Futter dein Hund täglich braucht. Sobald du das Futter erfolgreich umgestellt hast, kannst du auch die Futtermenge individuell auf deinen Hund einstellen.
Eine Futterumstellung kann viele Nebenwirkungen haben. Nicht umsonst lassen sich so viele Hundebesitzer/-innen beim ersten Mal dazu von einem/-r Tierarzt/-ärztin beraten.
„Bei einer schonenden Umstellung hat der Hund im Idealfall gar keine Nebenwirkungen. Deshalb macht man es extra langsam und schrittweise, damit es eben nicht zu Dysbalancen im Körper kommt.“.
Ansonsten können negative Effekte einer zu schnellen Umstellung alles sein, was den Magen-Darm-Trakt betrifft.
Bei vielen Hunden wurde auch schon verstärkter Juckreiz festgestellt.
Grundsätzlich ist das jedoch erstmal kein Grund zur Sorge. „Man muss dem Körper des Hundes etwas Zeit geben sich einzupendeln. Es dauert ca. 4 – 6 Wochen, bis der Hund sich an die Futterumstellung gewöhnt hat.“.
Die akute Phase der Nebenwirkungen sollte nach 2 – 3 Tagen besser werden. Reagiert dein Hund danach immer noch stark auf das neue Futter, empfiehlt Luisa eine Besprechung mit deinem/-r Tierarzt/-ärztin.
Wenn du einen Welpen und zunächst die gleiche Fütterung wie beim Züchter übernommen hast, steht die erste Futterumstellung für deinen Hund im Idealfall an, wenn er ausgewachsenen ist und kein Welpenfutter mehr braucht.
„Die Umstände bei einem Welpen sind etwas anders, aber grundsätzlich geht man bei einer Futterumstellung genauso vor wie bei einem erwachsenen Hund. Entscheidend ist hier der Zeitfaktor. Das Welpenfutter sollte wirklich erst umgestellt werden, wenn der Welpe alt genug für ein Junghund- oder adultes Futter ist.“.
Eine Futterumstellung ist also kein Hexenwerk, sollte aber dennoch bedacht gemacht werden, um Nebenwirkungen für deinen Hund zu vermeiden.
Luisas wichtigsten Aussagen für dich zusammengefasst:
Luisa Beck ist mit Hunden aufgewachsen. Ein Leben ohne Hund ist für sie unvorstellbar. Seit ihrem Veterinärmedizin Studium, das sie 2018 mit der Approbation an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover beendete, arbeitet sie als Tierärztin in der Pferdeklinik und Kleintierpraxis in Brockhagen.