Bild

Getreidefreies Hundefutter

Für wen ist es sinnvoll – und worauf achten?
Tieraerztin ueber futterllaergie

Getreidefreies Hundefutter liegt im Trend – und das aus mehreren Gründen. Viele Hundehalter möchten ihre Tiere möglichst „artgerecht“ füttern, orientiert an den Ernährungsgewohnheiten der Wölfe. Andere suchen gezielt nach Lösungen bei Allergien oder Verdauungsproblemen. Doch wann ist getreidefreies Hundefutter sinnvoll, wann eher überflüssig – und worauf sollten Halter beim Kauf achten?

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier gibt einen fundierten Überblick und erklärt: „Die getreidefreie Fütterung ist ein Fütterungstrend, der in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen hat. Viele Besitzer möchten ihre Hunde artgerecht und somit möglichst nah an den Fütterungsbedingungen ihrer Ahnen (Wölfe) füttern."

Neben dem Wunsch nach Naturnähe spielt für viele auch der gesundheitliche Aspekt eine Rolle: Blutzuckerschwankungen und mögliche Futtermittelallergien sollen durch den Verzicht auf Getreide vermieden werden.

Was bedeutet „getreidefrei“ eigentlich genau?

Obwohl der Begriff sehr präsent ist, bleibt oft unklar, was damit konkret gemeint ist. Viele denken bei getreidefrei an den Verzicht auf Weizen, Roggen oder Gerste – dabei zählen auch Zutaten wie Mais, Reis, Hirse oder Pseudogetreide wie Quinoa und Buchweizen dazu.

„Allerdings ist nicht allen Hundebesitzern klar, was ‚getreidefrei‘ eigentlich bedeutet“, so Julia. „Weizen, Hafer, Gerste und Roggen sind vielleicht noch gemeint, wenn man von Getreidefrei spricht. Aber auch Mais, Reis, Hirse oder auch Amaranth, Buchweizen oder Quinoa? All diese Bestandteile fallen auch unter den Begriff ‚getreidefrei‘, sind aber in der Regel nicht gemeint.“
Diese Differenzierung ist besonders wichtig, wenn Halter versuchen, bestimmte Unverträglichkeiten auszuschließen oder gezielt Gluten zu vermeiden.
 

Können Hunde überhaupt Getreide verdauen?

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Hunde – wie ihre Vorfahren, die Wölfe – Getreide nicht vertragen würden. Faktisch jedoch sind Hunde im Laufe ihrer Domestikation an eine gemischte Kost angepasst worden.

„Hunde können, im Gegensatz zu Wölfen, sehr wohl Kohlenhydrate einschließlich Getreide gut verdauen“, erklärt Julia. „Sie gelten nicht als obligate Karnivoren (reine Fleischfresser), sondern als Omnivoren (Allesfresser) mit der Betonung auf Fleisch.“
Ein getreidefreies Futter ist also keine zwingende Voraussetzung für eine gesunde Ernährung – kann aber in bestimmten Fällen dennoch vorteilhaft sein.

Unsere getreidefreien Highlights

Bild

Wann ist getreidefreies Hundefutter sinnvoll?

Der gezielte Verzicht auf Getreide macht vor allem dann Sinn, wenn eine nachgewiesene Allergie gegen Gluten oder eine bestimmte Getreidesorte vorliegt. In diesen Fällen bietet getreidefreies Futter eine klare, sichere Alternative.

„Bei Hunden, die gegen Gluten allergisch sind, sollte im Futter kein Getreide enthalten sein, das anteilig Gluten besitzt“, so die Tierärztin. „Hier geht man mit einem getreidefreien Futter auf Nummer sicher.“

Darüber hinaus kann sich auch die individuelle Akzeptanz oder Verträglichkeit eines Futters verbessern, wenn auf Getreide verzichtet wird. „Ansonsten muss individuell geschaut werden, ob die Verdaulichkeit und Akzeptanz eines getreidefreien Futters besser sind.“

Auch wenn gesunde Hunde Getreide in der Regel gut verdauen können, gibt es individuelle Unterschiede. Besonders bei sensiblen, älteren Hunden oder bei bestehenden Erkrankungen kann ein getreidefreies Futter eine Option sein – muss es aber nicht zwangsläufig.

„Da der Protein- und Fettgehalt in der getreidefreien Nahrung höher sein kann, gibt es individuell bestimmte Vorlieben in der Akzeptanz“, so Dr. Vietmeier. „Für manche gesundheitlichen Probleme (zum Beispiel Nierenerkrankungen) kann es unvorteilhaft sein.“
 

Man kann also sagen, dass getreidefreies Futter eine gute Wahl für deinen Vierbeiner ist, wenn eines dieser Punkte zutrifft:

  • Glutenallergie oder -unverträglichkeit
  • Allergiesymptomen wie Juckreiz oder Ohrenentzündungen

  • Diabetes und empfindlichem Blutzuckerspiegel

  • Verdauungsproblemen oder schlechter Futterakzeptanz

  • Ausschlussdiäten bei Futtermittelunverträglichkeit

  • älterer oder sensiblerer Hund

Woran erkenne ich eine Getreideunverträglichkeit?

Viele Hundehalter vermuten Getreide als Auslöser für Allergien – dabei sind tierische Proteine in den meisten Fällen die Ursache

Rindfleisch, Milchprodukte und Geflügel führen die Liste der häufigsten Allergene beim Hund an. 

„Allergien sind immunologische Überreaktionen des Körpers und werden in den meisten Fällen nicht durch Getreide ausgelöst, sondern durch die tierischen Bestandteile des Futters. Die wichtigsten Allergene beim Hund sind Rind, Milchprodukte, und Geflügel. Weizen als ein spezielles Getreide liegt auf Platz vier, gefolgt von Eiern.“

Ein getreidefreies Futter kann in diesen Fällen zwar hilfreich sein, weil es eine reduzierte Zutatenauswahl bietet – entscheidend für die Diagnose ist jedoch eine gezielte Ausschlussdiät unter tierärztlicher Begleitung.

Nicht immer sind Unverträglichkeiten oder Allergien auf den ersten Blick erkennbar. Typische Anzeichen einer Glutenallergie können etwa Juckreiz, chronische Ohrenentzündungen oder Hautprobleme sein. Auch Hunde mit Diabetes können sensibel auf kohlenhydratreiche Futtersorten reagieren.

Wer einen Verdacht auf eine Unverträglichkeit hat, sollte dies immer tierärztlich abklären lassen.

Bild

Worauf kommt es beim Kauf wirklich an?

Nicht das Weglassen von Getreide allein macht ein gutes Futter aus – entscheidend ist die Qualität der enthaltenen Proteine. Je hochwertiger die Proteinquelle, desto vollständiger ist das Aminosäurenprofil und desto besser wird das Futter vom Körper verwertet.

„Für ein hochwertiges Futter ist immer die Qualität der verwendeten Proteinquellen von entscheidender Bedeutung“, erklärt Dr. Vietmeier. „Bei qualitativ hochwertigem Protein sind die vorhandenen Aminosäuren (daraus sind die Proteine aufgebaut) vielseitig und alle essenziellen (für den Hundekörper unbedingt benötigten) Aminosäuren sind vorhanden. Auch sind hochwertige Proteine leichter verdaulich.“

Proteine aus Fleisch, Milchprodukten und Eiern gelten als hochwertig. Innere Organe und Bindegewebe enthalten ebenfalls Proteine, liegen aber nur im mittleren Qualitätsbereich – was vielen Haltern nicht bewusst ist. Diese Bestandteile sind zwar tierisch, aber hinsichtlich der Aminosäurezusammensetzung und Verdaulichkeit nicht mit Muskelfleisch vergleichbar.

Auch pflanzliche Quellen wie Gluten, Hülsenfrüchte oder Gemüse enthalten Proteine – sie sind keine „Füllstoffe“, wie oft angenommen wird. Allerdings weisen sie eine geringere biologische Wertigkeit auf und sind daher nur in begrenztem Maß als Hauptproteinquelle geeignet.

Softes getreidefreies Futter: Eine Alternative für sensible Hunde?

Neben klassischen Trockenfuttern gibt es auch sogenannte „soft“ Varianten – also halbfeuchtes Hundefutter. Dieses wird schonender hergestellt und enthält mehr Restfeuchte, was es leichter kaubar und oft besser akzeptiert macht.
„Softes Hundefutter unterliegt in der Regel einem anderen Herstellungsprozess als normales Trockenfutter“, erklärt Julia. „Bei der Fleischsaftgarung sind die Temperaturen niedriger und die Garzeit länger. Es enthält eine Restfeuchte, was das Futter weicher und damit leichter kaubar macht. […] Dieser Herstellungsprozess ist schonender und führt oft zu mehr Akzeptanz.
Gerade für Hunde mit Zahnproblemen oder mäkelige Fresser kann das eine gute Lösung sein – solange das Futter gut gelagert wird.

Fazit: Getreidefreies Futter hat seine Vorteile

Ein Futter ohne Getreide ist nicht per se besser – aber in bestimmten Fällen genau das Richtige. Hunde mit Glutenunverträglichkeiten, Verdauungsproblemen oder Diabetes können von einem gut zusammengestellten getreidefreien Hundefutter profitieren. Entscheidend ist nicht allein der Verzicht auf Getreide, sondern die gesamte Nährstoffqualität.
Julia sagt zusammenfassend: „Hier muss immer individuell geschaut werden.“

Bild

Unsere Experten

Die Fachtierärztin Dr. Julia Vietmeier kennt sich nicht nur durch ihre tägliche Arbeit in der eigenen Tierarztpraxis bestens mit Vierbeinern aus. Auch privat kann sie durch ihre Hündin Smilla von Erfahrungen profitieren. Die Expertin für Chiropraktik und Akupunktur kennt also beide Seiten gut: Die des besorgten Hundebesitzers, wenn das eigene Tier krank ist, und die der helfenden Tierärztin.