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Zeckenschutz für Hunde

Was wirklich hilft
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Wirksame Zeckenmittel für deinen Vierbeiner

Zecken sind nicht nur lästige Blutsauger, die deinen Hund befallen können, sie bergen auch die Gefahr, ernste Krankheiten zu übertragen. Zu einer der häufigsten Zeckenarten in Deutschland zählt der gemeine Holzbock; diese Zeckenart ist genau dort zu finden, wo du mit deinem Hund unterwegs bist: auf Wiesen, im Wald, in Gärten und Parks.

Weshalb der Zeckenschutz für Hunde so wichtig ist und welche Zeckenmittel sich für deinen Vierbeiner eignen, haben wir unsere Expertin Luisa Beck gefragt – sie ist Tierärztin und gibt dir wertvolle Tipps für die Zeckensaison.
 

Warum ist die Zeckenprophylaxe so wichtig?

Zecken können durch Parasiten, Bakterien und teilweise auch durch Viren Krankheiten übertragen, die deinem Hund gefährlich werden können. Luisa hat uns erklärt, um welche Erkrankungen es sich handelt und mit welchen Symptomen sie einhergehen: 

Babesiose

“Zu den übertragbaren Blutparasiten beispielsweise zählen Babesien, die Babesiose verursachen können – das führt zu Symptomen wie Fieber und Blutarmut, da die roten Blutkörperchen platzen. 
Eigentlich kommt diese Erkrankung eher in südlichen Ländern vor, aber aufgrund des Klimawandels, unserer Reiselust und von dort importierten Tierschutz-Hunden findet man sie auch vermehrt in Deutschland. 
Eine Übertragung durch die Zecke findet erst 12–24 Stunden nach dem Zeckenstich statt.” 
 

Borreliose

“Borreliose wird durch Borrelien hervorgerufen, die nach dem Stich durch die Haut in den Körper und teilweise direkt in die Gelenke und ins Gewebe gelangen. Dadurch entstehen Gelenkbeschwerden und geschwollene Gelenke, Appetitlosigkeit oder auch Fieber, das Leitsymptom dieser Erkrankung.
Die Erreger können auch erstmal unter der Haut verweilen, sodass Symptome manchmal erst Monate nach dem Zeckenbiss auftreten.
An der Bissstelle entwickelt sich danach häufig eine Hautrötung: Beim Menschen ist das ein roter Kreis, bei Hunden sieht man das aufgrund des Fells nicht – deshalb bleibt die Zecke beim Hund oft unentdeckt.
Diese Bakterien kommen normalerweise auch eher im Süden vor, aber sind aus den genannten Gründen auch in Deutschland verbreitet.”
 

Anaplasmose

“Bakterien wie Anaplasmen verursachen Anaplasmose. Zu den Symptomen zählen Fieber und orthopädische oder neurologische Beschwerden. Da diese sehr ähnlich sind wie bei der Borreliose, ist es schwierig, ohne einen spezifischen Test beide Erkrankungen voneinander zu unterscheiden. Sie können häufig auch zusammen vorkommen.”

Hepatozoonose

“Dann gibt es noch Hepatozoon canis: Diese Parasiten werden übertragen, wenn der Hund die Zecke oral aufnimmt, z. B. weil er draufbeißt beim Aufsammeln oder er sie sich selbst entfernt. Die Erreger kommen ebenfalls eher in südlichen und wärmeren Ländern vor. Beschwerden bei der Hepatozoonose sind Lahmheit, Abmagerung, Appetitlosigkeit, Durchfall und Fieber.”

Meningoenzephalitis

“Die Frühsommer-Meningoenzephalitits wird auch FSME genannt. Das FSME-Virus verursacht eine Hirnhautentzündung, was bei Hunden sporadisch auch schon mal passieren kann, aber nicht so häufig. Denn Viren haben bei uns Menschen eine größere Bedeutung.” 

Ehrlichiose

“Die Ehrlichiose ist eine bakterielle Infektion, die in den Tropen und Subtropen auftritt. Sie spielt hier daher eher keine Rolle, sondern ist nur dann wichtig zu kennen, wenn Hundehalter/-innen mit ihren Vierbeinern in solche Regionen reisen.
Symptome hierbei sind beispielsweise ein schlechtes Immunsystem und ansonsten ähnlich der bereits oben beschriebenen.”
 

Luisas Rat: “Nach dem Spazierengehen sollte man seinen Hund möglichst schnell absuchen und entdeckte Zecken sofort entfernen.”

Wirksamer Schutz: Diese Zeckenmittel für Hunde gibt es

Viele Zeckenschutzmittel für Hunde wirken als sogenannte Repellents: “Die meisten Zeckenhalsbänder sowie Spot-ons und Sprays enthalten repellierende Wirkstoffe, das heißt: Beim Kontakt mit ihrem Wirt, dem Hund, wird die Zecke bewegungsunfähig und fällt wieder runter oder stirbt – es kommt also gar nicht zum Biss.”

Luisa gibt jedoch zu bedenken, dass die Wirkung bei diesen Produkten beeinflusst werden kann, z. B. durch Regen, Baden oder Schwimmen. Zudem seien die Wirkstoffe schädlich für Wasserorganismen, etwa wenn der Hund in einem Fischteich schwimmt und die Wirkstoffe in die dortige Umgebung abgibt.
 

Luisas Leitsatz: “Vorbeugen ist besser als heilen – wie so oft in der Medizin”.
Besonders wirksam sei es, den Hund nach dem Spaziergang abzusuchen und mögliche Zecken direkt zu entfernen. Denn Zecken übertragen Krankheitserreger in der Regel 12–24 bzw. 36 Stunden nach dem Biss. Kümmert man sich sofort, beugt man direkt der Infektion vor.
 

Kommen Zeckenmittel zum Einsatz, rät Luisa vor allem zur passenden Dosierung, damit es nicht zu einer Überdosierung und unerwünschten Nebenwirkungen kommt: 
“Das Zeckenhalsband für den großen Hund kann zum Beispiel nicht von einem Dackel getragen werden, dann können Symptome wie Speichelfluss oder Apathie auftreten.”

Die Anwendung der Produkte ist natürlich unterschiedlich, aber unterscheiden sie sich auch stark in der Wirksamkeit? 
 

Zeckenhalsbänder

Halsbänder sind einfach in der Anwendung, doch manche Hunde reagieren allergisch, bei empfindlicher Haut können z. B. Rötungen entstehen. Zeckenhalsbänder gibt es mit verschiedenen Wirkstoffen, einer davon ist Perimetrien, das jedoch für Katzen giftig ist. Diese sind also nicht geeignet für Haushalte mit beiden Haustieren.

Zecken-Spot-ons für Hunde

“Spot-ons enthalten Repellents. Sie wirken gut und sind einfach in der Anwendung, aber man muss auf die richtige Anwendung achten: immer im Nacken auf der Haut und nicht auf dem Fell auftragen, damit es überhaupt wirken kann. Denn im Nacken kann der Hund das Präparat nicht selbst ablecken.”

Luisa rät zudem dazu, deinen Vierbeiner etwa 48 Stunden nach dem Auftragen an der betreffenden Stelle nicht zu streicheln, damit man es nicht wieder ausstreichelt oder es selbst an den Fingern hat. Auch kleine Kinder sollten hiervon Abstand halten.  
 

Sprays zum Zeckenschutz

Auch Sprays haben eine repellierende Wirkung und lassen sich ähnlich einfach wie Spot-ons anwenden. 

Zeckenschutz-Tabletten

Tabletten gegen die Blutsauger haben eine gute Wirksamkeit, wirken allerdings erst abtötend, wenn die Zecke zugebissen hat. Die Erreger werden dennoch nicht übertragen, weil die Zecken zu schnell sterben. Zeckentabletten gibt es in unterschiedlichen Wirkstärken, welche mit der Wirkdauer einhergehen: einige Zeckentabletten wirken 3 Monate, andere 4 Wochen. 
 

Luisas Empfehlung: “Tabletten sind gut für Haushalte mit Kindern oder für Hunde, die gerne schwimmen gehen.”

Präparate gegen mehrere Parasiten-Arten

Es gibt Kombi-Präparate, die gegen 
Zecken, Flöhe, Milben und Würmer wirken – also gegen Ekto- und Endoparasiten.

Luisas Meinung dazu: “Sind beide Wirkstoffe für den Hund gut verträglich, spricht nichts dagegen, so ein Kombi-Präparat zu nutzen.
 

Gibt es eine Zeckenschutz-Impfung für Hunde?

“Es gibt eine Impfung gegen Borreliose, aber nicht gegen das FSME-Virus wie bei Menschen”, erklärt Luisa. Möchte ein/e Hundehalter/-in den Hund impfen lassen, sei es in diesen Fällen empfehlenswert: bei Jagdhunden und bei Hunden, die generell viel im Wald und auf Wiesen unterwegs sind.

Vor der Impfung muss jedoch der Antikörpertiter bestimmt werden, der besagt, wie hoch die Konzentration der Antikörper im Blut ist. Denn auch die Impfung führt zum Anstieg des Antikörpertiters. Ohne diese Prüfung könnte das Labor nicht erkennen, ob die Antikörper aufgrund der Impfung oder aufgrund einer Infektion vorliegen. Daher muss vorher einmal geprüft werden, ob bereits eine Infektion vorliegt.
 

Natürliche Zeckenmittel für Hunde

Viele Hersteller bieten auf dem Markt auch natürliche Zeckenschutzmittel ohne Chemie an, z. B.

  • Öle wie Kokosöl, 
  • Keramikhalsbänder, 
  • Bernsteinketten und weitere.

Luisas Meinung dazu: “Es gibt leider keine klinischen Studien, die die Wirksamkeit der Produkte belegen. Aus tierärztlicher Sicht fehlt also der Proof ihrer Wirksamkeit. 
Wenn Besitzer/-innen dann noch nachlässig damit werden, den Hund regelmäßig abzusuchen, da sie ja Zeckenschutz mit dem Mittel aktiv betreiben , kann es eben doch zur Krankheitsübertragung kommen.” 

Zeckenschutz für Welpen oder sensible Hunde – was ist empfehlenswert?

Luisas Empfehlungen für Welpen & Co.:  

  • Welpen & junge Hunde: Hier sollte man schauen, welches Mittel zugelassen ist. Bei Tabletten sei aufgrund des Wachstums der Vierbeiner eher eine kurze Wirkdauer zu wählen, z. B. 1 Monat.
  • Für hautempfindliche Hunde eignen sich eher Tabletten als äußeren Schutz.
  • Für Hunde mit empfindlichem Magen empfiehlt sich ein Zeckenhalsband oder alles andere, was von außern her schützt und nicht eingenommen werden muss.
  • In Haushalten mit Kindern sollten eher Tabletten eingesetzt werden, damit die Kinder durch Streicheln nicht selbst das Mittel aufnehmen.
  • Bei Hunden mit viel Wasserkontakt sind ebenfalls Tabletten das Mittel der Wahl.

Und Luisa wird nicht müde zu betonen: “Für jeden Hund eignet sich das Absuchen nach dem Spazierengehen.”
 

“Zecken werden schon bei 7–10 Grad Außentemperatur aktiv, die Hochsaison ist im Frühling und im Herbst, aber sie können natürlich auch im Sommer stechen. Maßnahmen zum Zeckenschutz können also im Winter pausiert werden, sollten aber ansonsten immer getroffen werden.”

Mein Hund hat einen Zeckenbiss – was ist zu tun?

  1. Zecke vorsichtig entfernen mit dem Utensil der Wahl. 
    Luisa rät zur Zeckenzange oder Zeckenkarte, doch grundsätzlich könne man selbst schauen, womit man am besten zurechtkommt.
  2. Zecke vollständig entfernen: Beim Entfernen darauf achten, dass nicht der Kopf stecken geblieben ist.
  3. Bissstelle beobachten: Sollte man in den folgenden Tagen Wärme und eine Rötung an der Stelle feststellen, ist ein Besuch beim Tierarzt ratsam. Leckt der Hund an der Stelle, sollte man das Lecken unterbinden.
     
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Unsere inpetto Experten

Luisa Beck ist Tierärztin und hat in der familiär geführten Pferdeklinik und Kleintierpraxis Brockhagen immer wieder mit Zeckenstichen bei Hunden zu tun. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Tieren und freut sich heute, wenn sie Hundehalter mit ihren Sorgen beruhigen und ihre Vierbeiner erfolgreich behandeln kann.