
Hund auslasten

Hund auslasten
Ein Hund braucht Auslastung und muss beschäftigt werden. Wenn man darüber spricht, einen Hund auszulasten, denken viele als erstes an einen langen, ausgiebigen Spaziergang mit viel Freilauf, nach dem sich ein rundum ausgelasteter Hund müde und glücklich in sein Körbchen legt.
Doch Auslastung ist so viel mehr als nur rein körperliche Betätigung.
Wir haben Hundetrainerin Friederike Schulz gefragt, was noch dazugehört, damit ein Hund artgerecht ausgelastet ist.
Hund richtig auslasten
Um zu erläutern, welchen Stellenwert die Auslastung in einem Hundeleben hat, zieht Friederike den Vergleich zwischen Straßenhunden und Haushunden:
- Straßenhunde verhalten sich ähnlich wie Wölfe, wie einige Studien herausfanden: Sie ziehen los und suchen sich etwas zum Fressen, sie streunern und liegen herum, beobachten ihre Umwelt, erfassen, was Menschen und andere Hunde um sie herum tun und bekommen so viel Input für ihren Kopf; Jüngere spielen untereinander.
- Haushunde hingegen liegen viel herum, sind mitunter viel allein und erhalten maximal auf ihrer Gassirunde etwas Input.
Unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten bieten hier die entsprechende Auslastung. Die einzelnen Rassen wurden originär zu unterschiedlichen Zwecken gezüchtet, die Aktivitäten müssen darauf ausgerichtet sein:
“Unausgelastete Hunde – insbesondere wenn sie über mehrere Stunden allein in der Wohnung gelassen werden – entwickeln Langeweile und müssen sich dann alternativ beschäftigen, indem sie etwas kaputt machen, buddeln oder andere unliebsame Verhaltensweisen oder sogar Verhaltensauffälligkeiten entwickeln.”

Wie den Hund auslasten?
Friederike erklärt, was genau Auslastung eigentlich bedeutet:
“Auslastung ist alles, was du mit deinem Hund machst. Auslastung bedeutet nicht nur, den körperlichen Drang des Hundes zu stillen. Es heißt auch, ihm Input für sein Wesen und seinen Kopf zu bieten und den Sozialkontakt mit anderen Hunden zu ermöglichen.”
Die Form der Auslastung ist daher unterschiedlich und sollte sich nach den Bedürfnissen deines Vierbeiners richten, z. B.
- indem ihr euch etwas abseits vom Trubel auf eine Bank setzt und du deinen Hund das Geschehen beobachten lässt
- indem du die Sinne deines Lieblings förderst, etwa durch Nasenarbeit oder indem er Reizen beim Spaziergang widerstehen oder Gerüche aufnehmen muss
- sportliche Aktivitäten wie Schwimmen
- oder Ninjadogs mit spezieller Arbeit an Geräten, die Konzentration und Koordination verbindet, sowie eine engere Bindung zwischen Hund und Halter entstehen lässt!
“Das Ziel der richtigen Auslastung ist es, dass dein Hund sich nicht langweilt, aber auch nicht überreizt wird. Das Ganze sollte sich im Gleichgewicht mit Ruhe und Schlafen befinden.”
Friederikes Tipp: “Je nachdem, welchen Hund man hat, muss man natürlich anders auslasten. Daher sollte man sich vorher Gedanken machen, was man als Hundehalter/-in leisten kann und möchte und was nicht – damit Mensch und Hund gut zusammenpassen.”

Artgerechte Auslastung für Hunde
Ob Rassehund und oder Mischling – jeder Hund weist bestimmte Charakterzüge und Instinkte auf, die befriedigt werden müssen. Kein Tier lässt sich in eine Schublade stecken: Während Jagdhunde ursprünglich zum Apportieren gezüchtet wurden, werden Border Collies seit jeher zum Hüten eingesetzt. Sie werden jedoch viel in Familien gehalten und brauchen für eine artgerechte Haltung Aufgaben, die über das Menschen Hüten hinausgehen, damit sie ihrem Naturell entsprechend ausgelastet werden.
Friederike berichtet von ihrem eigenen Hund: “Mein Rüde ist ein Hütehund. Das Hüten ist Teil seines Jagdverhaltens und dazu zählt beispielsweise das Beute Einkreisen. Die ideale Auslastung für uns ist daher das Frisbee Spielen, denn die Frisbee kann sie jagen und packen.”
Wichtig sei jedoch, das Ganze richtig anzugehen: “Man muss dem Hund klarmachen, dass diese Art der Beschäftigung nur mit dem Menschen passiert – sonst kann es passieren, dass der Hund danach noch mehr jagt als vorher.”
- Als artgerechte Auslastung für Hunde, die gerne riechen, empfiehlt Friederike Übungen zur Nasenarbeit, z. B. Leckerlis verstecken, Gegenstandssuche, Duftsuche oder Mantrailing für Hunde, die gerne schnüffeln und deren Motivation dazu man in speziellere Bahnen lenken möchte.
- Für Hunde, die bewegungsstark sind (etwa Huskys oder Windhunde), empfiehlt Friederike beispielsweise Hundesportarten wie Bikejöring: “Da gibt es viel, was man machen kann – alles, wo man sich schnell bewegen kann.”
Friederike bringt noch einmal den Vorteil artgerechter Auslastung auf den Punkt:
“Wenn Hunde ihre Bedürfnisse ausleben dürfen, kann man auch entspannter zusammen leben und spazieren gehen.”

Wie viel Auslastung braucht ein Hund?
“Hunde sollen nicht von morgens bis abends bespaßt und überdreht werden, sondern sollten so viel Input erhalten, dass sie vom Kopf her beschäftigt sind”, erklärt Friederike.
Eine Faustregel, wie viel Auslastung ein Hund benötigt, gibt es nicht – vielmehr kommt es auf das Alter sowie die rassespezifischen und individuellen Bedürfnisse an: “Das kommt auch auf das Alter an: Ein 10-jähriger Hund braucht mehr Schlaf und Ruhe als ein 2-Jähriger, der gern ein wenig Aufregung erlebt. Ein großer Schweizer Sennenhund und ein Bernhardiner sind recht gemütlich, die sind glücklich, wenn sie auf dem Hof liegen können. Das ist nicht vergleichbar mit einem super-agilen Border Collie! Herdenschutzhunde hingegen sind zufrieden, wenn sie auf den Hof aufpassen dürfen und brauchen keinen Ausflug in die Stadt.”
Brauchen Hunde alle vier Arten der Auslastung?
Friederike plädiert dafür, dass alle Arten der Auslastung – die körperliche, geistige, soziale und artgerechte – sich regelmäßig im Alltag wiederfinden: ”Es muss nicht jeden Tag alles sein, aber auf Dauer könnte nur spazieren gehen für den Hund nicht reichen. Denn wie sieht eine Gassirunde aus? Wenn da nicht viel passiert, da sonst keiner läuft außer mir, dann ist das für den Hund nicht so spannend wie unterwegs immer wieder neuen äußeren Einflüssen zu begegnen.”
Friederikes Tipp: “Hat ein Hund das Bedürfnis nach Abwechslung, kann man vieles auf dem Spaziergang einbauen, zum Beispiel eine Trainingseinheit fürs Köpfchen oder etwas Gerätearbeit, wie zum Beispiel das Klettern auf Baumstämmen."
Wann ist ein Hund ausgelastet?
Friederike zieht hier einen Vergleich zu kleinen Kindern: “Wenn dein Hund total überdreht ist und nicht genug bekommen kann, ist er oft über den kritischen Punkt hinweg – eben wie bei Kleinkindern, die total übermüdet sind. Wenn dein Vierbeiner keine Lust mehr hat, nicht mehr reagiert oder die Übung nur noch schlecht absolviert, dann reicht es.”
Das sei kein Zeichen von Sturheit, sondern zeige einfach, dass er müde und kaputt sei. Deine Aufgabe als Hundebesitzer/-in ist es, diese Signale zu erkennen und deinen Hund richtig einzuschätzen.
Friederikes Tipp: “Vor allem junge Hunde haben nur kurze Konzentrationsphasen. Sie müssen erst lernen, sich so lange zu konzentrieren. Daher versuche, solche Überforderungssituationen rechtzeitig zu erkennen!”
Sogar Hunde, die als Rettungs- und Polizeihunde im Einsatz sind und regelmäßig intensive Trainingseinheiten absolvieren, werden nach etwa 20 Minuten ausgewechselt. Diese Hunde sind dann oft für mehrere Stunden platt und müssen sich von dieser mentalen Forderung erholen.
Hunde mit besonderen Bedürfnissen richtig auslasten
In einigen Situationen bist du gefordert, zu improvisieren – sei es, weil das Wetter nicht mitspielt oder dein Liebling verletzt ist. Auch hier hat Friederike Tipps für dich, um einen gelangweilten Hund zu beschäftigen:

Unsere Experten
Friederike Schulz ist Hundetrainerin und führt seit vielen Jahren schon die Hundeschule Dog Uni Halle. Gemeinsam mit ihrem Team stellt sie ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine, das Vierbeiner und Zweibeiner gleichermaßen fordert und jede Menge Spaß bringt.
Die artgerechte Auslastung von Hunden steht dabei meistens im Mittelpunkt – kein Wunder, dass ihre Kurse rund um Beschäftigungsideen unserer Begleiter auf vier Pfoten sehr beliebt sind!
Du möchtest mehr Input von Friederike bekommen? Dann schau doch mal in ihrem Beitrag zur Nasenarbeit vorbei: Dort erhältst du verständliche Anleitungen für Suchspiele zuhause, mit denen du deinen Liebling bei Laune halten kannst.