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Nasenarbeit beim Hund

Artgerechte Auslastung mit Köpfchen

Auslastung ist nicht nur spazieren gehen

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, deinem Hund ein Programm zu bieten. Eine davon ist die sogenannte Nasenarbeit

Mit dieser geistigen und artgerechten Form der Auslastung kennt sich Friederike Schulz bestens aus: „Die Nasenarbeit spezialisiert das, was Hunde aus natürlichem Antrieb heraus jeden Tag tun – Gerüche erschnüffeln.“
Wir haben die Hundetrainerin in ihrer Hundeschule besucht und sie gefragt, was Nasenarbeit konkret bedeutet, welche Hunde dafür geeignet sind und wie das Schnüffeln zum Hobby von Mensch und Tier wird.

Die Nase - Das wichtigste Organ deines Hundes

Hunde bewegen sich mit der Nase durch unsere Welt. Bevor sie sehen oder hören können, riechen sie und suchen sich den Weg zur Zitze der Mutter über die Nase.

Aber Hunde riechen nicht nur mit ihrer Nase, sie dient ihnen auch als ein Instrument der Kommunikation. Du hast sicherlich schon mal erlebt, wie dein Hund an den Hinterlassenschaften oder einer Pinkelstelle eines anderen Hundes schnüffelt. Das macht er, um etwas über seinen Artgenossen zu erfahren.

„Der Mensch hat circa 5 Millionen Riechzellen. Der Hund etwa 44-mal so viel, bis zu 220 Millionen Stück. Und die sitzen nicht nur in der Nase, sondern auch in den Schleimhäuten der Lefzen. Wenn ein Hund beim Schnüffeln hechelt, dann nicht unbedingt nur vor Anstrengung, sondern um die Gerüche noch intensiver aufnehmen zu können.“

Wie viele Riechzellen dein Hund tatsächlich hat, hängt von der Größe und der Länge seiner Nase ab. Ein Mops oder eine französische Bulldogge wird weniger haben als zum Beispiel ein Bloodhound.

Bisher habe ich wenig bis gar keine Hunde kennengelernt, die nicht gern mit ihrer Nase arbeiten.“

Interessant: Hunde können mit ihren Nasenlöchern gleichzeitig und unabhängig voneinander riechen und dadurch rechts einen anderen Geruch wahrnehmen als links!

Verschiedene Arten von Nasenarbeit bei Hunden

Das Ziel der Nasenarbeit ist immer das gleiche: Hunde verfolgen mit der Nase einen bestimmten Geruch oder eine Spur, um am Ende etwas zu finden und dafür eine Belohnung zu erhalten. Dabei spielt es erstmal keine Rolle, ob sie eine Person oder einen Gegenstand suchen.

„Es gibt Unterschiede in der Art und Weise des Suchens: Entweder sucht der Hund komplett frei und nimmt Geruchsmoleküle direkt in der Luft auf, oder aber er verfolgt eine ganz konkrete Spur, indem er eng am Boden sucht.“

Das verdeutlichen auch die diversen beruflichen Einsatzgebiete von Hunden: Ein Mantrailer bei der Personensuche geht anders vor als ein Rettungshund, der Menschen im Trümmerhaufen oder Lawinen finden soll.

  • Beim Mantrailing handelt es sich um eine Art Flächensuche, bei der der Hund eine bestimmte Fläche in Form eines Feldes, einer Wiese oder eines Waldes zugeordnet bekommt und diese systematisch nach Gerüchen absucht.

  • Polizeihunde beim Zoll verfolgen gezielte Spuren nach Geld, Drogen oder Sprengstoff.

  • Bei Krankheiten ist es ähnlich: Ein Diabetes-Hund wird auf den Geruch genau dieser Krankheit spezialisiert und gibt seinem Menschen eine Warnung, sobald er den Geruch zu intensiv in der Luft wahrnehmen kann. „Es gibt Suchhunde für alles Mögliche, Schimmel oder Bettwanzen sind zum Beispiel auch sehr beliebt.“

Friederikes Tipp: Die Nasenarbeit lässt sich auch wunderbar in den Freizeitbereich übertragen. So kannst du als Hundehalter/-in beim Spaziergang mit einem einfachen Suchspiel starten und an einer bestimmten Stelle ein Leckerchen verstecken. Die Schwierigkeit lässt sich steigern, indem du deinem Hund beibringst Gegenstände zu finden oder Gerüche voneinander zu unterscheiden.

Nasenarbeit mit Hund: Wie lange kann ich trainieren?

“Ist Nasenarbeit für den Hund sehr anstrengend?”, fragen sich viele Hundehalter/-innen. Friederike weiß: “Grundsätzlich ist die Arbeit mit der Nase für deinen Vierbeiner eine der anstrengendsten Formen der Auslastung. Er muss mit voller Konzentration und dem ganzen Sinn der Nase dabei sein, um es schaffen zu können. Beim Mantrailing, also der Personensuche, werden Hunde für maximal 20 Minuten eingesetzt. Danach müssen sie getauscht werden, weil es so unglaublich anstrengend ist.“

An Tagen intensiven Schnüffelns solltest du nicht noch stundenlang mit deinem Vierbeiner spazieren gehen – denn ein paar Minuten intensives Riechen sind für das Gehirn deines Hundes genauso anstrengend wie ein ausgiebiger Spaziergang.

„Im Freizeitbereich muss man hier jedoch ein bisschen unterscheiden: Ein Suchspiel mit Futter ist nicht so anstrengend wie zum Beispiel die Unterscheidung und das Auseinanderhalten unterschiedlicher Gerüche.“

Wenn du und dein Hund noch Anfänger seid und du erstmal herausfinden möchtest, wie viel Spaß und Freude dein Liebling an dieser Beschäftigung findet, solltest du ihn anfangs wirklich nur zwei bis drei Minuten suchen lassen und mit einfachen Übungen beginnen.

Friederikes Tipp für Anfänger: „Das Suchen muss man langsam beibringen. Am Anfang sind zwei bis drei Minuten völlig ausreichend. Ich empfehle meinen Kunden/-innen lieber kürzer, aber dafür öfter zu trainieren. So vermeidet man, den Hund zu schnell zu überlasten, denn von der Nasenarbeit werden sie schnell müde. Sind sie etwas fortgeschrittener, können sie das auch länger aushalten.“

Suchspiele: Überforderung rechtzeitig erkennen

Ob deine Fellnase keinen Spaß am Spiel hat oder überfordert ist, lässt sich nicht so einfach auseinanderhalten. Beides erkennst du jedoch daran, wie ausdauernd seine Konzentration ist: „Wenn der Hund schnell aufgibt oder sich gar nicht erst darauf einlässt, Leckerlis zu suchen, hat er entweder keine Lust oder er weiß nicht, was oder wie er es machen soll und ist überfordert. Viele Hunde bleiben dann stehen und schauen den Menschen einfach nur fragend an.“

Gestalte die Suche einfacher, um herauszufinden, ob deine Fellnase daran mehr Spaß hat und dich versteht. Halte die Schwierigkeit in Grenzen und gib deinem Hund mehr Zeit zu lernen.

Ideen für deine Nasenarbeit mit Hund

Egal, was dein Hund suchen soll, die Herangehensweise für klassische Suchspiele und Übungen zu Hause beginnt in der Regel mit einem Leckerchen.

„Am Anfang zeige ich dem Hund noch, wo ich das Leckerchen hinlege, das bedeutet, er sucht zunächst mit den Augen. Während er sich die Belohnung auf Sicht holt, integriere ich immer wieder das Kommando, zum Beispiel „Such!“. Wichtig ist dabei auch immer, den Vierbeiner zu loben.
Sobald er anfängt, das zu verstehen und es klappt, kann ich das Ganze Schritt für Schritt schwieriger gestalten und den Keks weiter weglegen, bis er irgendwann außer Sichtweite versteckt liegt.“

Du solltest den Schwierigkeitsgrad in nur kleinen Schritten erhöhen, damit dein Hund mit der Nase in Ruhe lernen kann, anstatt mit den Augen zu suchen.

DIY Schnüffelkiste - Suchspiel für Anfänger

Eine Schnüffelkiste ist schnell und leicht selbst gemacht.

Du brauchst:

  • Kiste, z. B.  Pappkarton

  • Füllmaterialien wie Laub, Tannenzapfen, Klopapier oder Zeitungspapier

  • Leckerlis

„Dieses Spiel ist sowohl für Mensch als auch Hund ohne viel Erfahrung gut machbar. Man kann anfangen, das Leckerchen zunächst auf die Kiste zu legen, damit der Hund es sieht und irgendwann versteht, dass er in der Kiste suchen soll. Hunde, die verfressen und fixiert auf Futter sind, brauchen wahrscheinlich gar keine Anleitung. Die werden dann sowieso darin suchen und schnell die ersten Erfolgserlebnisse haben.“

DIY Schnüffelspiel mit Decken - Suchspiel für Anfänger

Für dieses einfache DIY Suchspiel brauchst du:

  • alte Decke oder Handtuch

  • Leckerlis

So geht’s:

  1. Lege die Decke oder das Handtuch aus und verteile ein paar Hundekekse darauf.

  2. Rolle den Stoff zusammen und lege immer mal wieder Leckerlis mit rein.

  3. Am Ende machst du aus der gerollten Wurst einen festen Knoten und gibst ihm deinem Hund.

„Damit können sich Hunde gut eine Weile selbst beschäftigen. Sie riechen die Leckerli  s, müssen aber den Knoten lösen und den Stoff ausrollen, um dranzukommen.“

Tipp: Wenn du es noch einfacher magst, findest du bei inpetto eine Auswahl an passenden Spielzeugen, wie zum Beispiel Schnüffelteppiche und andere Intelligenzspielzeuge, mit denen du deinen Hund gut beschäftigen kannst.

Targetduftsuche - Suchspiel für Fortgeschrittene

Bei der sogenannten Targetduftsuche fokussiert sich dein Vierbeiner auf einen einzelnen speziellen Duft, den er dann sucht oder von anderen unterscheiden soll: „Das ist etwas für schnüffelfreudige Fortgeschrittene und in der Schwierigkeitsstufe schon deutlich höher als die Leckerli-Suche. Bei uns im Kurs in der Hundeschule lernen unsere Hunde die Targetduftsuche mit Teebeuteln.“

Du kannst deinem Hund sogar verschiedene Gerüche beibringen, die er dann voneinander unterscheiden kann. Allerdings solltest du das nacheinander angehen: „Wenn der Hund einen Geruch so richtig verinnerlicht hat, kann man einen zweiten dazu nehmen und später zum Beispiel zwei Teebeutel in Klopapierrollen oder Socken auf die Erde legen und dem Hund dann sagen, welchen der beiden Gerüche er aussuchen soll.“

Gegenstandssuche - Suchspiel für Fortgeschrittene

Die Gegenstandssuche funktioniert ähnlich wie die Targetduftsuche: „Für den Hund ist beides gleich schwer, denn auch hier lernt der Hund einen Geruch zu suchen. Für das Tier ist es egal, ob sich dieser Geruch aus nur einer einzelnen Duftnote wie zum Beispiel einem Pfefferminztee-Beutel zusammensetzt oder aus vielen verschiedenen Düften besteht, wie es bei einem Schlüsselbund der Fall ist, der nach dem Menschen und den unterschiedlichen Materialien riecht.“

Friederikes lacht: "Wer seinen Schlüssel oder sein Handy im Wald beim Spaziergang verliert und den Hund vorher auf diese Gegenstände trainiert hat, kann ihn zurückschicken und sie suchen lassen. Er wird durch Anzeigeverhalten verraten, wo er den Geruch dieser Gegenstände wahrnehmen kann. Gerade für schusselige Menschen mit Hund ist die Gegenstandsssuche also nicht nur eine schöne Beschäftigung, sondern auch noch super praktisch ;-)"

Unsere inpetto Experten

Friederike Schulz leitet seit vielen Jahren ihre Hundeschule Dog Uni Halle und bietet dort gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen ein breites Programm für Mensch und Hund, darunter auch zahlreiche Beschäftigungskurse.

Die erfahrene Hundetrainerin ist begeistert von der tierischen Nasenarbeit: „Vieles kann man überall machen: im Haus oder der Wohnung, im Garten oder unterwegs beim Spaziergang. Es ist eine gute und einfach Art der Auslastung, dazu noch flexibel und artgerecht.“

Wenn du über die Suchspiele mit Leckerlis hinaus in das Thema Nasenarbeit einsteigen möchtest, schau gern in der Dog Uni vorbei, es gibt sogar digitale Kurse für zu Hause.