Von einer Magendrehung hast du als Hundehalter/-in möglicherweise auch schon einmal gehört. Doch was genau ist das? Wie entsteht so etwas und wie gefährlich ist es? Tierärztin Dr. Julia Vietmeier erklärt, welche Vierbeiner besonders gefährdet sind, woran man eine Magendrehung erkennt und was im Ernstfall zu tun ist.
“Bei einer Magendrehung bilden sich im Magen Verdauungsgase. Dadurch dehnt er sich auf und dreht sich um die eigene Achse nach rechts, etwa um 270–360 Grad, wenn man den Hund von hinten betrachtet. Das ist immer ein lebensbedrohlicher Zustand!”, macht Julia deutlich.
Bei einer Magendrehung schwebt der Hund innerhalb weniger Stunden in akuter Lebensgefahr: Durch die Drehung werden die Blutgefäße und Nerven des Magens sowie der Mageneingang und Magenausgang abgedrückt und das Organ nicht mehr ausreichend durchblutet. Eine solche Drehung betrifft auch benachbarte Organe wie die Milz oder die Bauchspeicheldrüse.
An einer Magendrehung ist besonders tückisch, dass die Drehung sehr abrupt auftritt und der Hund daher schnell und deutlich sein akutes Unwohlsein zeigt – so macht sich eine Magendrehung beim Hund bemerkbar:
Wichtig: “Schon beim Verdacht auf eine Magendrehung sollten Hundebesitzer/-innen direkt zum Tierarzt oder in die Tierklinik fahren, um keine Zeit zu verlieren – denn das ist der wichtigste Faktor für eine gute Überlebenschance!”
Julia erklärt: “Eine Magendrehung tritt immer plötzlich auf, daher kann der Abstand zur letzten Mahlzeit variieren.” Ein konkreter Zeitpunkt lässt sich also nicht nennen.
Lassen sich Anzeichen für eine Magendrehung erkennen, bleibt nicht viel Zeit: Ohne eine Operation führt eine Magendrehung meist innerhalb weniger Stunden zu einem tödlichen Kreislaufschock.
Julia empfiehlt: “Im Notfall sollte man vor allem Ruhe bewahren! Da eine Operation unumgänglich ist, sollte man sich vorher telefonisch erkundigen, ob die Praxis solche Operationen durchführt. Ist es zur nächsten Klinik sehr weit, kann der Tierarzt vor Ort den Magen abgasen und man kann etwas Zeit gewinnen.”
Die Sterberate hängt von zahlreichen individuellen Faktoren ab und liegt bei 10–15%. Ein Hund mit Magendrehung muss daher nicht mehr zwingend eingeschläfert werden.
Julia macht noch einmal deutlich: “Je schneller und professioneller der Hund versorgt wird, desto höher ist seine Chance auf ein Überleben.”
Beim Tierarzt wird zunächst ein Röntgenbild erstellt. Auch die Blutwerte sind wichtig, um eine Prognose abzugeben.
Julia erklärt: “Nach der Diagnose muss der Hund möglichst schnell operiert werden. Bei der Notoperation wird der Magen zurückverlagert und an der Bauchwand fixiert, um weitere Drehungen zu verhindern.“
Eine solche Operation berge auch abseits der Narkose Risiken, es könne zu Komplikationen kommen: “Der Magen könnte einreißen oder Teile der Magenwand durch eine Minderdurchblutung absterben.”
Und auch nach der Operation sei der Hund noch nicht außer Gefahr: Durch das Schockgeschehen und die Minderdurchblutung kann es auch noch Tage danach zu Herzproblemen kommen. Nach der Magendrehung-OP sollte der Hund für einige Tage stationär in der Klinik verbleiben und muss hier intensiv versorgt werden. Die Kosten hierfür können daher sehr hoch werden.
Julia erklärt: “Oft ist es nicht eine Ursache allein, sondern mehrere Ursachen und deren Wechselwirkungen, die schlussendlich zu einer Magendrehung führen.”
In der Regel geht einer Magendrehung eine Aufgasung des Magens voraus. Mögliche Risikofaktoren sind
können eine Magendrehung begünstigen.
Julia ergänzt: “Es gibt auch die Theorie, dass die Magenbänder, die den Magen fixieren, bei einigen Hunden schwächer ausgebildet sind und manche Hunde deshalb leichter eine Magendrehung bekommen können.”
Julia erklärt: “Grundsätzlich kann eine Magendrehung jeden Hund treffen – auch Welpen. Die meisten Hunde erleiden allerdings im Alter von 5–9 Jahren eine Magendrehung, aber es können auch Hunde unter einem Jahr betroffen sein.”
“Eine Magendrehung tritt häufiger bei großen Hunderassen mit einem tiefen Brustkorb auf. Gefährdete Rassen sind zum Beispiel die Deutsche Dogge, der Dobermann, der Boxer und der Deutsche Schäferhund”, weiß Julia.
Julia hat folgende Tipps, um eine Magendrehung zu vermeiden:
Julias Tipp für die Fütterung von Vierbeinern, die bereits eine Magendrehung durchgestanden haben: “Hunde, die an einer Magendrehung erkrankt waren und operiert sind, sollten ihr Futter lebenslang in kleineren Portionen zu fressen bekommen. Und der behandelnde Tierarzt sollte über das Annähen des Magens an der Magenwand in Kenntnis gesetzt werden.”
Dr. Julia Vietmeier ist Fachtierärztin und führt eine eigene Praxis. Ihr ist ein ganzheitlicher Blick auf unsere treuen Gefährten wichtig, daher legt sie bei ihren Behandlungen viel Wert auf die Bedürfnisse von Hunden und ihren Besitzer/-innen.