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Tellington TTouch® für Hunde

Mehr Sicherheit und Entspannung für deinen Vierbeiner

Stress, Angst oder Unwohlsein: All das sind Emotionen, die jeder Hund im Laufe seines Alters mal erlebt – die einen Hunde öfter, die anderen seltener. Um dem Hund diese negativen Emotionen nehmen zu können und ihn in solchen Situationen zu unterstützen, gibt es viele verschiedene Methoden. Besonders die Tellington TTouch® Methode erfreut sich großer Beliebtheit in der Tierwelt. Ursprünglich wurde diese Methode von der Kanadierin Linda Tellington-Jones entwickelt und an Pferden angewendet, was sich schnell auch auf den Hund und andere Tiere übertragen lassen konnte.

Wir haben mit Friederike Schulz gesprochen, die als Hundetrainerin eine Ausbildung als Tellington TTouch® Practitioner für Hunde und Kleintiere absolviert hat. Sie hat uns verraten, worum es bei dieser Methode geht, wann Hundebesitzer Tellington TTouch® einsetzen können und worauf man achten muss. 

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Was ist Tellington TTouch®?

„Tellington TTouch® ist eine sanfte Methode, um die Bindung zwischen Mensch und Hund zu stärken sowie Konzentration und Lernbereitschaft der Hunde zu verbessern. Auch bei körperlichen Beschwerden, wie Verspannungen und Schmerzen oder mentalen Problemen, wie Unwohlsein beim Autofahren, Angst bei Gewitter, Silvester oder anderen Geräuschen, kann Tellington TTouch® helfen.“ 

Das Wichtigste zusammengefasst

●    Tellington TTouch® besteht aus 5 Säulen, die miteinander kombiniert werden können und somit eine Ergänzung zum Hundetraining bieten. 
●    Die Methoden helfen dem Hund unter anderem bei Stress, Angstzuständen oder Schmerzen und kann das Wohlbefinden der Vierbeiner fördern. 
●    Die Touches sind kreisende 1 ¼-Bewegungen im Uhrzeigersinn mit den Händen, sowie streichende und hebende TTouches
●    Nach Anleitung eines/einer Trainers/Trainerin können die Methoden eigenständig durchgeführt werden. 
●    Man benötigt kein weiteres Hilfsmittel
●    Bei falscher Durchführung nimmt der Hund keinen Schaden
●    Die Methode kann auch an anderen Tieren (z. B. Pferden) oder bei Menschen durchgeführt werden.
 

Wann setzt man Tellington TTouch® bei Hunden ein?

●    Bei ängstlichen Hunden 
●    Bei aufgeregten Hunden 
●    Um Verspannungen zu lösen
●    Um Schmerzen zu lindern 
●    Um das Gleichgewicht des Hundes zu fördern
●    Um die Bindung zwischen Mensch und Hund zu stärken
 

Tellington TTouch® - die vier Säulen

Die Philosophie spielt bei dieser Trainingsmethode eine zentrale Rolle, da die Ausgangsfrage immer lautet: Wie wäre das Tier perfekt? Friederike erklärt:
„Wenn uns beispielsweise ein Hund mit einer schlimmen Vorgeschichte vorgestellt wird, lassen wir uns davon nicht beeinflussen und sehen das Tier so, wie es vollkommen wäre und blenden alles drumherum aus. So kann man dem Tier und dem Menschen besser helfen.“ 

Die Tellington TTouch® Methode besteht aus vier verschiedenen Säulen, die sich alle ergänzen. Die Kombination aus den folgenden Elementen stellt eine gute Möglichkeit dar, dem Hund in jeglichen Situationen zu helfen
 

1. Tellington-Beobachtung

Bei der Tellington-Beobachtung geht es besonders darum, dass der Mensch das Tier genau beobachtet. „Man kann beobachten, wie der Hund auf Berührungen reagiert, was am ehesten hilft und bei welcher Körperartie wir mit der Körperarbeit am ehesten ansetzen, um eine Verbesserung zu erreichen.“ 

2. Tellington TTouch®

Die Touches sind sehr sanfte Körperberührungen, die in unterschiedlichen Formen und Griffstärken ausgeführt werden. Diese sollten nicht mit Streicheleinheiten verwechselt werden, da die Touches mit einer bestimmten Technik ausgeführt werden und nur so zu dem gewünschten Erfolg führen.

3. Tellington-Lernparcours

Der Lernparcours ist ein großer Bestandteil der Methode: Wie bei der Bodenarbeit werden Bodengeräte ausgelegt, die der Hund überqueren muss. „So kann man den Hund durch das Führen des Labyrinths aus seinem Stress helfen.“

4. Tellington-Lernhilfen

Mithilfe von Bändern bzw. Körperbandagen, die dem Hund sanft umgelegt werden, kann dem Hund ein Rahmen geschaffen werden. „Wenn man einen ängstlichen oder verspannten Hund hat, vergleiche ich das gerne mit kleinen Kindern: Die Bänder umhüllen den Körper des Hundes so, wie es eine Decke bei Kindern tut.“

5. Tellington-Philosophie

Linda Tellington, Entwicklerin der Methode, sagte: "Wir geben der Lösung die Energie, nicht dem Problem." Dies spiegelt sich in der gesamten Methode wider, die besonders auf einen respektvollen Umgang, Vertrauen und Verständnis beruht. Besonders die Persönlichkeiten und das Lernverhalten des Tieres werden respektiert und dementsprechend auch gewertschätzt. 

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Warum nutzt man Tellington TTouch® bei Hunden?

Friederike sieht einen entscheidenden Vorteil:
„Zunächst ist bei dieser Methode besonders, dass man immer schnell und ohne großen Aufwand auf den Hund reagieren und ihm Linderung verschaffen kann. Die eigenen Hände hat man schließlich immer dabei und kann somit jederzeit Hand an den Hund legen. Darüber hinaus ist die Methode sehr vielfältig, denn man setzt nicht nur Körperberührungen ein, sondern kann zum Beispiel die Balance-Leine nutzen.“      
 

Exkurs zur Balance-Leine

Die Balance-Leine wird bei Hunden eingesetzt, die gerne an der Leine ziehen. Man benötigt hierbei lediglich eine Leine und legt diese in einer Schlaufe um die Brust. „Diese Technik ähnelt einem Geschirr, aber die Wirkung ist völlig ander. Beim Geschirr verteilt sich der Zug über den ganzen Körper, während bei der Balanceleine kein "Zug" entsteht. Stattdessen wird lediglich ein sanfter Impuls an der Brust gegeben, um den ziehenden Hund sanft wieder auf seine vier Pfoten zu bringen."


Friederike hat hierfür einen Vergleich: „Die Schlaufe fühlt sich für den Hund so an, wie wenn du deine Hand flach auf deine Brust legst und dich leicht nach vorne beugst. Das ist kein unangenehmer Druck, sondern eher eine angenehme Stütze.“  Besonders in der Silvesterwoche kann diese Technik auch bei ängstlichen Hunden angewendet werden, um ihnen ein sichereres Gefühl vermitteln zu können. 
 

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Wie kann ich die Tellington TTouch® Methode mit Körperberührungen anwenden?

„Die Touches unterscheiden sich in den verschiedenen Grifftechniken. Hierbei kann man die flache Hand nutzen, die Hand wölben oder nur den oberen Bereich der Finger nutzen.“ 
Welche Technik verwendet wird, kommt auf viele Faktoren an, wie zum Beispiel die Empfindlichkeit des Hundes. „Im Gegensatz zu üblichen Streicheleinheiten werden bei vielen TTouches 1 ¼-Kreise im Uhrzeigersinn gemacht, da diese eine bestimmte Wirkung auf den Hund haben. Darüberhinaus gibt es ebenfalls streichende TTouches und hebende oder senkende TTouches." 

Eine weitere Besonderheit der Touches ist die Druckstärke der Anwendung. Um ein Gefühl für die Intensität zu erhalten, zieht Friederike den Vergleich zu einer üblichen Massage bei Menschen: „Wer schon mal eine Massage hatte, weiß, dass diese in der Regel kräftig und deutlich zu spüren sind. Bei dieser Methode fühlt es sich eher so an, als ob ein Finger ganz leicht auf dem geschlossenen Augenlid sanft kreisende Bewegungen macht, sodass man es kaum spürt. So lernt das Tier durch die Sanftheit der Berührungen in sich hineinzuspüren und dadurch mehr bei sich, als beispielsweise im Außen zu sein."

Bei der Tellington TTouch® Methode wird mit einer Druckstärkenskala von 1-10 gearbeitet, wobei das Augenlid- Beispiel im Dreier-Bereich war. Die Griffstärken im oberen Bereich werden hauptsächlich bei schmerzenden Stellen oder im Hundesport zum Abkühlen genutzt. 
 

Anleitung für Tellington TTouch® bei Hunden - so geht's!

Theoretisch kann jeder daheim diese Methode bei seinem Hund ausführen, da kein weiteres Hilfsmittel benötigt wird als die eigenen Hände. 
„Bevor man die Methode eigenständig bei seinem Hund ausprobieren möchte, sollte zunächst eine genaue Anleitung von einem/einer Trainer/Trainerin erfolgen oder mindestens von Fachbüchern ausreichend Informationen herangezogen werden.“

Friederike gibt zu bedenken: „Welche der Grifftechniken oder welche Druckstärke angewendet werden sollte, kann man pauschal nicht sagen. Manche Hunde finden es angenehmer, die flache Hand zu benutzen und vielleicht etwas mehr Druck und andere Hunde strecken davor zurück und bevorzugen lediglich leichte Berührungen mit den Fingerspitzen.“

Das Positive bei der Anwendung dieser Methode ist:  Wird die Methode ohne breites Wissen zuhause ausgeführt, kann man seinem Hund nicht schaden. "Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass es keine Wirkung haben wird.“ Dennoch wirken für viele Hunde die Nähe des Menschen und generelle Berührungen schon beruhigend, weshalb ein Versuch bei ängstlichen Hunden nicht schaden kann. 
 

Wichtig: Man muss vor der Anwendung sehr genau in sich hineinspüren und den Hund und dessen Verhalten beobachten. Je leichter die Berührungen sind, desto mehr ist der Hund auch angeregt zu sich selbst zu finden und somit zu mehr Ruhe zu kommen. 

Friederikes Tipp: Wer die Methode zum ersten Mal alleine ausprobiert, sollte die Griffe mit der jeweiligen Griffstärke erstmal bei sich selbst oder einem Freund/Freundin ausprobiert werden. So merkt man, ob sich die jeweiligen Berührungen angenehmen anfühlen oder wie stark die Körperpartien berührt werden sollten. 

Tellington TTouch® Übung: Ohren TTouch

„Da am Ohr viele Akupunkturpunkte sind, kann diese Anwendung unterschiedliche gesundheitliche Vorteile bringen.“

Zweck: 
●    nützlich in sehr stressigen oder sogar lebensbedrohlichen Situationen

Vorgehen:
●    Das Ohr wird in Wuchsrichtung des Fells mit den Fingern ausgestrichen. 
●    bei Unfall oder Überhitzung: Schnelle und kräftige Berührungen bringen den Kreislauf des Hundes wieder in Schwung, bis eine tierärztliche Versorgung möglich ist. 
●    bei Verdauungsproblemen oder Durchfall: Ganz leichte Berührungen haben eher eine heilende Wirkung. 
 

Tellington TTouch® Übung bei ängstlichen Hunden

„Diese Übung eignet sich super, wenn dein Hund durch eine bestimmte Situation gestresst ist, z. B. durch laute Böller an Silvester.“

Zweck: 
●    beruhigt den Organismus in Angst-Situationen

Vorgehen:
●    Der Hund wird vom Kopf bis zur Rute und bis zu den Pfoten abgestreichelt.
●    Dabei genau beobachten: Wie verhält sich der Hund? Ist es an einer Körperstelle wärmer, kälter, ist das Fell vielleicht struppiger? 
●    Je nach Wahrnehmung nun mit den Touches auf die Veränderungen eingehen: So kann es sein, dass man länger an einer gewissen Stelle arbeitet.
●    Mit dem Abstreicheln des gesamten Körpers wird die Einheit beendet, denn durch durch die abschließende ganzkörperliche Berührung kann eine Verbindung zum Hund entstehen, die eine Linderung der Angst und eine Verbesserung seines Wohlbefindens herbeiführt. 

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Unsere Experten

Friederike Schulz leitet seit vielen Jahren ihre Hundeschule Dog Uni Halle und bietet dort gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen ein breites Programm für Mensch und Hund. Zusätzlich hat sie eine Ausbildung als Tellington TTouch® Practitioner für Hunde und Kleintiere absolviert und darf diese Methode somit nicht nur in ihren Kursen zeigen, sondern ebenfalls Tellington TTouch® Seminare dazu halten.

Die Expertin ist begeistert von der Tellington TTouch® Methode, da „alle Säulen miteinander kombinierbar sind. Es ist eine super Ergänzung im Hundetraining und besonders für ängstliche Hunde eine gute Möglichkeit, den Stress loszulassen. Meinem Hund hat der Ohren Touch sogar das Leben gerettet.“

Wenn du dich näher über das Thema informieren möchtest, kannst du auf der Webseite der DOGUNI Halle vorbeischauen, denn Friederike bietet regelmäßig Workshops, Online Webinare, oder Einzelstunden an, mit denen Hundebesitzer/-innen Tellington TTouch® lernen können."