Wer sich zu dem Schritt entscheidet, einen Hund als Familienmitglied aufzunehmen, wird bereits frühzeitig mit dem Rückruftraining konfrontiert. Wohl kaum ein Thema im Hundetraining bringt so viele Hundebesitzer/-innen zum Verzweifeln, weil der Hund einfach nicht hören will. Damit der beste Freund auf vier Pfoten doch zurückkommt, wann immer es notwendig ist, haben wir mit Hundetrainerin und inpetto Expertin Alex Ackermann gesprochen.
Der Rückruf ist ein fundamental wichtiges Training für jeden Hundebesitzer, besonders wenn es um Sicherheit beim Freilauf geht.
Alex betont: "Der Rückruf ist essentiell, um in verschiedenen Situationen Kontrolle über den Hund zu haben und potenzielle Gefahren zu vermeiden. Wenn ein Hund nicht zuverlässig auf den Rückruf reagiert, kann er sich selbst oder andere gefährden, Passanten belästigen oder in unangenehme Situationen geraten. Hunde, die den Rückruf nicht beherrschen, gehören nicht in den Freilauf."
Die Frage, wann man mit dem Hundetraining im Welpenalter beginnen sollte, treibt alle Erstbesitzer/-innen um. Alex gibt hierbei Entwarnung: „Man kann mit dem Welpen-Rückruftraining sofort beginnen, den Rückruf zu trainieren. Zwar kann man dem Hund 2–3 Tage Zeit geben, um sich im neuen Zuhause einzuleben, jedoch sollte die Zeitspanne nicht länger sein.“
Dass Welpen erst einmal ein paar Wochen brauchen, um im Zuhause anzukommen, sei nicht der Fall: „Besonders am Anfang ist das Rückruftraining für den Welpen vor allem ein Spiel mit viel Spaß und keine Arbeit.“
„Das kann ein H-Geschirr oder ein Y-Geschirr sein. Wichtig ist, dass das Geschirr eine gute Unterpolsterung hat und keine großen Placken auf dem Rücken angebracht sind.“
„Die Schleppleine eignet sich gut, weil sie eine Absicherung ist, wenn der Rückruf doch mal nicht klappt. So macht der Hund nicht die Erfahrung, den Rückruf ignorieren zu können.“
Achtung: Die Schleppleine sollte immer am Geschirr und niemals am Halsband befestigt werden.
„Die Wahl der passenden Leine liegt ganz beim Hundehalter. Wichtig ist, dass die Leine gut in der Hand liegt. Ich benutze beispielsweise gerne Biothane Leinen, da diese nicht schmutzempfindlich sind.“
„Welche Belohnung man einsetzt, liegt ganz am Hund. Manche Hunde würden für Futter alles tun, weshalb sich hier besonders leckere Snacks gut anbieten. Andere Hunde sind sehr spielaffin, sodass ein Spielzeug eine noch bessere Belohnung wäre. Wichtig ist, dass die Belohnungen immer mal unterschiedlich sind, sodass sie für den Hund unerwartet sind.“
Für den Rückruf benötigst du ein besonderes Wort oder Ton.
Wir haben Alex gefragt: Welches Wort ist für den Hunde-Rückruf am besten geeignet? „Wer einen zuverlässigen Rückruf aufbauen will, sollte bei der Wortwahl des Signals darauf achten, dass es kein Wort oder Ton ist, der regelmäßig im Alltag verwendet wird.“
Alex empfiehlt folgende Worte für den Rückruf:
„Wichtig ist, dass das Wort leicht von den Lippen geht und man es auch in stressigen Situationen gut aussprechen kann.“
Alex’ Tipp: “Wenn du eine Hundepfeife für den Rückruf nutzen möchtest, musst du diese immer dabeihaben und solltest im Verlauf der Jahre auch nicht das Modell ändern, da der Pfiff jeder Pfeife einen unterschiedlichen Ton abgibt.”
1. Schritt: Signal schön füttern mit Leckerlis
Zuerst wird ein einmaliges Signal gewählt, das nicht im Alltag vorkommt. Dieses Signal wird dann positiv mit Leckerlis verknüpft: „Das bedeutet, dass ich das Wort sage oder der Ton mithilfe einer Pfeife ertönt und man dann dem Hund Leckerlis gibt.”
2. Schritt: Verhalten hervorrufen
„Im zweiten Schritt geht es darum, sich zu überlegen: Wie schaffe ich es, dass der Hund meine Aufmerksamkeit gewinnt und schnell zu mir kommt? Das Zielverhalten beim Rückruf ist, dass der Hund in einer geraden Linie im Galopp zu mir kommt.”
3. Schritt: Signal und Verhalten verbinden
“Wenn man sich eine Methode überlegt hat, kann man bereits in den dritten Schritt starten: Die Hochzeit zwischen Signal und Verhalten.“ Hierbei wird der Vierbeiner vor dem Menschen abgesetzt, der Halter geht ein paar Schritte weiter, spricht das Signal aus und animiert den Hund ganz schnell zu kommen.
Damit der Rückruf langfristig und zuverlässig funktioniert, sich der Vierbeiner sicher abrufen lässt und man ihm später mehr Freilauf bieten kann, sollte man im Training auf einige Dinge achten. Alex verrät, welche Fehler vermieden werden sollten:
„Bevor man den Hund von der Leine löst, sollte man vorher an der Leine mit Ablenkung trainieren. Das können Fahrradfahrer sein, Kinder oder andere Hunde in der Umgebung. Erst wenn das im Training mit Leine funktioniert, kann ohne Leine trainiert werden.“
„Reagiert dein Hund nicht auf den Rückruf, sage das Signal nicht ständig weiter, bis der Hund dann irgendwann doch kommt.“
„Während der Hund gerufen wird, sollte man nicht zu frontal stehen. Stell dir vor, dass an dem Hund ein Gummiband wäre und man möchte an dem Seil ziehen – dein Oberkörper sollte also eher nach hinten, „ziehend“, ausgerichtet sein.“
„Rufe das Signal nicht nur, wenn dein Vierbeiner gerade wegläuft, sondern auch mal, wenn er sowieso schon auf dem Weg zu dir ist.“
„Hat der Hund grundsätzlich verstanden, dass nach dem Rückruf eine Belohnung zu erwarten ist, sollte man unterschiedliche Belohnungen einführen. Man könnte mit dem Hund kurz spielen oder das Leckerli sichtbar wegwerfen, sodass er hinterher flitzen kann – so hat der Vierbeiner langfristig Spaß am Rückruftraining.“
„Wenn der Rückruf funktioniert, kann man mit unterschiedlichen Ablenkungen trainieren.“
Was hierfür benötigt wird:
Durchführung:
1. Schritt:
Sichere deinen Vierbeiner mit der Schleppleine am Geschirr.
2. Schritt:
Stell deine Ablenkung auf und positioniere den Hund und dich mit der Ablenkung in einem Dreieck: An einem Punkt ist der Hund, an einem steht der Mensch und an dem dritten Punkt des Dreiecks befindet sich die Ablenkung.
3. Schritt:
Nun wird der Hund mit dem Rückruf gerufen und muss an der Ablenkung vorbei und zu seinem Besitzer rennen.
4. Schritt:
Wiederhole die Übung einige Male, bis der Hund problemlos der Ablenkung widerstehen kann.
Achtung: Lass deinen Vierbeiner bei dieser Übung immer angeleint, also die Schleppleine immer zur Sicherheit dran, damit der Hund nicht zum Erfolg kommt und vorher gestoppt werden kann, bevor er die Ablenkung erreicht.
Alex erklärt: "Der Hund sollte etwa 5000 positive Rückrufe hinter sich haben. Für jeden negativen Rückruf wird Guthaben abgezogen. Stell dir dabei gerne ein Konto vor: Wir brauchen Guthaben, damit der Rückruf in allen Lebenslagen gut sitzt. Wenn der Rückruf nicht klappt, wird Guthaben abgezogen."
Alex‘ Tipp: „Es ist wichtig, in verschiedenen Kontexten zu üben, um ein zuverlässiges Verhalten zu gewährleisten."
Wenn der Hund den Rückruf ignoriert, empfiehlt Alex, den Rückruf mit einem Abbruchsignal zu sichern. „Gerne kann man auch zweigleisig fahren und ein Stop-Signal einführen. Das bedeutet, dass der Hund auf Distanz sofort in der Bewegung innehält und stehen bleibt, sobald das entsprechende Signal kommt.“
Alex’ Hinweis zu sicherem Rückruf beim Hund: „Ansonsten ist das wie Pokern: Wenn ich mir nicht sicher bin, dass ich gewinne, lasse ich die Leine dran.“
“Die Trainingseinheiten zum Rückruf erfordern Zeit, Geduld und Konsequenz. Mit den richtigen Methoden der Hundeerziehung und vielen unterschiedlichen Ablenkungen kann jedoch jeder Hund lernen, zuverlässig auf das Rückrufsignal zu reagieren und sicher im Freilauf zu sein.”
Alex Ackermann ist eine erfahrene Hundetrainerin und steht für ein einzigartiges Hundetraining, das auf Intensivprogrammen, vor allem im Online-Bereich, basiert. Wer mit seinem Vierbeiner nicht in eine Hundeschule gehen möchte, kann mit ihren individuellen Coachings den Rückruf mit Hund trainieren.
Wenn du Hilfe beim Rückruf-Training mit deinem Hund benötigst, ist Alex die richtige Adresse! Mit ihrem Onlinekurs lernst du, wie dein Hund an der lockeren Leine laufen kann und ihr euren Rückruf optimieren könnt. Mehr dazu findest du hier!