Zum Jahreswechsel kommt wieder die Zeit, in der wir Menschen feiern, während die Tiere zittern. Warum? Was für uns schön anzusehen ist, bedeutet für unsere Hunde und viele andere Tiere oft puren Stress: die Knallerei durch das Feuerwerk!
Unsere inpetto Expertin Alex Ackermann ist Hundetrainerin und erklärt in diesem Beitrag, was ihr gegen die Silvesterangst eures Hundes tun könnt und warum Hunde überhaupt Angst haben.
Beginnen wir direkt mit der Frage: Warum haben unsere Hunde überhaupt Angst in der Silvesternacht? Alex erklärt: "Oft liegt es an der Kombination aus lauten Knallgeräuschen, Lichtblitzen und dem Zischen der Raketen beim Feuerwerk. Der Rauch verstärkt das negative Erlebnis für unsere Hunde. Das Zischen der Raketen und der Geruch können für Hunde eine Ankündigung sein: 'Achtung, gleich knallt es!'
Nicht alle Hunde reagieren gleich sensibel. Es gibt typbedingte und rassebedingte Unterschiede. Einige Hunde sind schneller und sensibler in ihrer Reaktion als andere. Es ist auch möglich, dass Welpen schlecht sozialisiert wurden und daher wenige Reize (wie z. B. derart ungewohnte Geräusche von Böllern und Feuerwerkskörpern) kennengelernt haben. Diese Welpen entwickeln oft Unsicherheit gegenüber neuen Reizen und reagieren zunächst skeptisch oder ängstlich. Natürlich kann auch schlechte Erfahrung dazu führen, dass ein Hund ängstliches Verhalten zeigt oder Geräuschangst entwickelt."
Bevor wir uns damit beschäftigen, mit welchen Maßnahmen man die Angst vor dem Knall behandelt, betrachten wir, wie sie entsteht – hier gibt es zwei Fälle:
"Die Hunde erschrecken sich bei dem Lärm, können sich jedoch nicht ausreichend davon erholen, da es völlig unvorhersehbar immer wieder in großer Lautstärke knallt. Da der Hund dieser Situation nicht entkommen kann, lernt er, dass nach einem Knall bald ein weiterer folgen wird."
In jedem Fall ist es wichtig, frühzeitig Anzeichen von Angst und Unsicherheit zu erkennen, damit wir unseren Hund schnell aus der Situation bringen können. Typische Anzeichen für Verunsicherung und Angst sind:
In besonders schlimmen Fällen können auch Durchfall, Erbrechen und Verhaltensveränderungen auftreten. Viele Hunde laufen in extremen Fällen panisch im Haus umher oder verfallen in Angstzustände und verstecken sich zitternd unter Möbeln.
"Wenn man seinem Hund helfen möchte, der unter dieser Silvester- und Geräuschangst leidet, ist ein bedachtes Training und gegebenenfalls tierärztliche Unterstützung notwendig. In der Vorbereitung auf Silvester müssen wir die emotionale Einstellung des Hundes zum angstauslösenden Knall ändern. Dieses Vorhaben ist nicht einfach und erfordert viel Zeit, oft mehrere Monate, sowie eine durchdachte Planung."
Zu Beginn klären wir zwei Dinge:
Was wir hier tun, ist die Erwartungshaltung des Hundes zu ändern:
"Sobald die Knallstufe etwas gesteigert werden kann, verlagern wir das Training nach draußen. Hier gelten dieselben Regeln wie im häuslichen Umfeld, nur dass wir wieder bei der niedrigsten Knallstufe starten. Funktioniert die Steigerung der Knallstufen auch draußen ohne Anzeichen von Angst oder Unsicherheit, können wir Orte aufsuchen, an denen in der Silvesternacht mit einer hohen Knallwahrscheinlichkeit zu rechnen ist, wie z. B. ein Schützenhaus. In der Nähe dieses Ortes können wir dann mit den Superbelohnungen variieren. Hier eignet sich nicht nur Futter, sondern auch ein tolles Spiel oder ein erlernter Trick mit dem Hund."
Wichtig: Das oberste Gebot ist stets, dass der Hund keinerlei Unsicherheit und Angst zeigt. Dieses Training nennt sich Desensibilisierung. Allerdings betont Alex: "Sollte während des Trainings aus irgendeinem Grund die Knallstufe stark überschritten werden, muss das Training von vorne beginnen. Daher ist ein Training bei Silvesterangst extrem schwierig und in Fällen von Panik eine sehr langwierige Prozedur, die häufig nicht von Erfolg gekrönt ist. Deshalb empfehle ich, sich bei diesem Prozess professionell unterstützen zu lassen und auch einige angstlösende Optionen mit dem Tierarzt zu besprechen."
Zum Schluss haben wir noch 9 kurzfristige Tipps für euch und euren Vierbeiner, damit ihr gut und stressfrei ins neue Jahr rutschen könnt:
1. Schlecken hat eine beruhigende Wirkung (Schleckmatte, gefüllter Kong, etc.).
2. Deinen Hund als Ablenkung etwas kauen (Rinder-/Schweineohr, Kauknochen, etc.) lassen.
3. Rollladen runter/Vorhänge zu, damit der Hund die flackernden Lichter nicht sieht.
4. Alle Fenster schließen.
5. Musik oder ein laufender Fernseher kann helfen, die Geräusche von draußen zu übertönen.
6. Lass deinen Hund niemals alleine und sei für ihn da, wenn er deine Nähe sucht.
7. Falls vorhanden, kann ein konditioniertes Entspannungssignal helfen.
8. Biete ihm einen Rückzugsort zur Entspannung an, z. B. seine Box.
9. Kein Zwang zum Spaziergang (erst recht nicht am späten Abend); wenn ihr unterwegs seid, unbedingt mit Leine!
Alex' Tipp: “Mittlerweile gibt es Orte, an denen das Zünden von Feuerwerk komplett verboten ist. Eine weitere Möglichkeit ist also, Silvester mit dem Hund in einer gemütlichen Ferienwohnung zu verbringen, sodass man weniger auf Tipps oder das Desensibilisierungstraining angewiesen ist. Das schont nicht nur die Nerven des Hundes, sondern oft auch unsere eigenen.”
Alex Ackermann ist eine erfahrene Hundetrainerin und steht für ein einzigartiges Hundetraining, das auf Intensivprogrammen, vor allem im Online-Bereich, basiert. In den letzten 10 Jahren hat sie fast 500 Mensch-Hund-Teams deutschlandweit begleitet und erfolgreich dabei geholfen, ihre Alltagsprobleme nachhaltig und langfristig zu lösen.
Ihr Fokus liegt auf einem erfolgreichen Mix aus Flexibilität und persönlicher Betreuung, der den Teilnehmern eine einzigartige Erfahrung bietet. Alex legt besonderen Wert darauf, Hundehaltern das nötige Wissen zu vermitteln, um ihre Hunde besser zu führen. Durch gezielte Schulungen in Kommunikation und Erziehung erhalten die Teilnehmer das Rüstzeug, um einen stressfreien und harmonischen Alltag mit ihren Hunden zu gestalten.
Besonders engagiert ist Alex in der Hilfe für Ersthundehalter, Tierschutzhunde, Problemhunde und bei der Vorbereitung auf den Hundeführerschein. Ihr Ziel ist es, nicht nur kurzfristige Lösungen anzubieten, sondern die Grundlage für eine langfristig harmonische Mensch-Hund-Beziehung zu schaffen.