Es ist wieder soweit: Im Frühjahr beginnt in den meisten Bundesländern die Brut- und Setzzeit. Bis zum Sommer gilt dann in vielen Bereichen die Leinenpflicht für deinen Vierbeiner.
Marie Hoffmann hat Agrarwirtschaft studiert und setzt sich in den sozialen Medien als erfolgreiche Agrar-Influencerin für moderne Landwirtschaft ein. Über 650.000 Followerinnen und Followern gibt sie auf Instagram Einblicke in die Landwirtschaft und klärt über den Natur-, Arten- und Klimaschutz auf. Wir haben mit Marie gesprochen und sie gefragt, was Hundebesitzer/-innen nun wissen sollten.
Marie erklärt: “Die Brut und -Setzzeit ist nach dem Winter die Zeit bei den Wildtieren, wo sie Eier legen oder es zu Geburten kommt. Wenn diese Nistzeit beginnt, sollte man den Tieren Ruhe gönnen.
Dass man die Tiere in Ruhe lassen soll, beginnt aber schon beispielsweise bei einigen Vögeln oder Tauben viel früher:
Ab dem 1. März schon sollte man vorsichtig sein und beispielsweise keine Hecken mehr schneiden. Auch bei Hasen fängt diese Zeit im Frühjahr an, die bekommen aber dann das ganze Jahr über Junge.”
“Das ist echt unterschiedlich. Wir haben auch im Juni schon Kitze gefunden”, erklärt Marie.
Sie appelliert an alle Hundebesitzer/-innen:
“Einige Amselarten brüten mehrmals im Jahr und nisten dann später noch einmal. Wenn man alle Tiere mit einbezieht, geht die Brut- und Setzzeit vom 1. März bis Mitte August. In den meisten Bundesländern hingegen gilt die Brut- und Setzzeit laut Gesetzt ab dem 1. April und endet am 15. Juli.
Aber man sollte definitiv auch schon in der Zeit davor und danach vorsichtig sein.”
Insbesondere für Rehkitze können freilaufende Hunde eine Gefahr darstellen:
“Die Ricke legt ihre Kitze ab, denn meistens sind es zwei, und ist den Tag über unterwegs. Sie kommt dann alle 3–4 Stunden zum Kitz zum Trinken. Da hilft es leider auch nicht, wenn man den Hund gut abrufen kann. Wir sehen oft bei der Kitzrettung, dass die sich am Straßenrand verstecken. Da reicht ein Satz vom Hund, dass die sich verletzen und schlimmsten Falls nicht mehr überlebensfähig sind.”
Marie erklärt uns, worauf Hundebesitzer/-innen nun achten müssen:
In einigen Bereichen müssen Hunde nun immer an der Leine geführt werden, sagt Marie:
Marie gibt zu bedenken: “Auch wenn du denkst ‘Da seh ich kein Tier oder kein Nest’ – es kann immer irgendwo etwas versteckt sein – man muss immer überall aufpassen.”
Erkundet ein Hund ohne Leine seine Umwelt, kann das weitreichende Folgen für die Tiere haben. Marie erzählt: “Als ich klein war, war einmal ein abgeknickter Ast im Garten, den ich wegräumen wollte – doch dann ist eine Amsel weggeflogen. Sie hatte darin wohl ihr Nest gebaut und ist danach leider nie wieder zu ihrem Nest gekommen. Es kann wirklich schneller gehen, als man denk.”
Mögliche Folgen:
“Und da man nie genau weiß, wo sich brütende Tiere oder Jungtiere befinden, hilft es auch nicht, wenn der Hund perfekt hört – das Reh könnte direkt davor sein.”
Wir haben Marie gefragt, ob es noch weitere Dinge gibt, die Hundebesitzer/-innen während der Sommermonate bedenken sollten – sie hat uns zwei Beispiele genannt:
Schon gewusst? Landwirt/-innen appellieren nicht nur an Hundebesitzer/-innen, ihre Vierbeiner anzuleinen, sie setzen sich auch selbst aktiv für die Kitzrettung ein: Mithilfe von Drohnen fliegen sie über die Ernteflächen und stellen so sicher, dass sich kein Kitz auf dem Acker versteckt. Marie setzt sich hierbei ebenfalls sehr stark ein. Wenn du darüber mehr erfahren willst, bleib gespannt, denn wir werden Marie bei der Kitzrettung durch Drohnenaufnahmen begleiten.
“Neben den gesetzlichen Bestimmungen sollte jeder seinen Hund trotzdem anleinen. Wenn man ihn laufen lässt, dann mit gesundem Menschenverstand und man sollte auch die Verantwortung dafür übernehmen. Egal, wie gut ein Hund hört, man sollte sich bewusst sein, dass die Natur unberechenbar ist und auch ganz plötzlich ein Reh vor einem stehen kann."