Hast du dich schon mal dabei erwischt darüber nachzudenken, deine Hündin Welpen bekommen zu lassen? Die Motivation dahinter ist oft unterschiedlich. Es soll angeblich positiven Einfluss auf den Charakter der Hündin haben. Andere machen es, weil die Welpen so niedlich sind und wieder andere lassen ihren Hund decken, um professionell zu züchten und damit Geld zu verdienen.
Die Paarung von Hunden ist ein natürlicher Vorgang, der jedoch einige Risiken birgt. Als unerfahrener Züchter solltest du dich gründlich informieren und dich gut vorbereiten, bevor du mit dem Decken deiner Hündin beginnst.
Eine Expertin rund ums Thema Decken und den Zyklus der Hündin ist Luisa Beck. Sie wird schon ihr Leben lang selbst von vierbeinigen Familienmitgliedern begleitet und ihre Hündin Maja bekommt in Kürze zum allerersten Mal einen Wurf Welpen. Durch ihre Arbeit als Tierärztin in der Kleintierpraxis der Tierklinik Brockhagen ist sie ein absoluter Profi. „Ob man seine Hündin decken lässt oder nicht, sollte gut überlegt sein. Man sollte sich sicher sein und alles genau durchdacht haben. Wenn die Welpen da sind, beginnt eine aufwändige und anstrengende Zeit. Die Welpen verbringen schließlich die ersten 8 bis 12 Wochen bei der Mutter, was garantiert arbeitsintensiv wird!“ Uns hat die Tierärztin alles Wichtige zu dem Thema wissen lassen und wir haben es hier für dich zusammengefasst.
„Um den Nutzen der Trächtigkeit von Hündinnen kursieren viele Mythen. Zum Beispiel, dass jede Hündin in ihrem Leben mindestens einmal trächtig werden sollte, weil sie dadurch erwachsener wird und damit ihr Krebsrisiko senkt – bitte nicht aus diesen Motiven heraus züchten. Da ist nichts Wahres dran“, stellt Luisa klar. Der einzige Grund, sich dafür zu entscheiden, die Hündin decken zu lassen, sollte nur sein, dass der Halter es möchte! Luisa trägt zusammen, was beim Züchten wichtig ist und worauf du unbedingt achten solltest.
Sowohl die Hündin als auch der Rüde müssen vollkommen gesund sein, um erblich bedingte oder rassespezifische Krankheiten bei den Welpen auszuschließen. Luisa erklärt, dass ein Check beim Tierarzt Gewissheit verschaffen kann und unerlässlich ist: „In der Praxis schauen wir uns die Hunde genau an und führen eine umfassende Untersuchung durch. Dabei sollen unter anderem genetische Erkrankungen wie HD, also Hüftgelenksdysplasie, oder ED, kurz für Ellbogengelenksdysplasie, ausgeschlossen werden.“ Sind die gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt, sind weitere Bedingungen für die Verpaarung von Hunden wichtig.
Bevor die Hündin läufig wird, solltest du dich frühzeitig auf die Suche nach einem geeigneten Deckrüden begeben. Handelt es sich um einen gesunden Hund, muss noch geklärt werden, ob dieser Kapazitäten zum Decken hat und sich in unmittelbarer Nähe befindet. Hast du frühzeitig einen Deckrüden gefunden, erspart dir das Stress in der fruchtbaren Phase, denn begibst du dich erst in dieser Phase auf die Suche, besteht die Gefahr einer Kurzschlussreaktion. Der Hund könnte nicht ausreichend untersucht worden sein und möglicherweise Krankheiten an die Welpen übertragen.
„Es gibt auch die Möglichkeit einer künstlichen Besamung über den Tierarzt, bei der die Samenzellen künstlich in die Hündin übertragen werden, zum Beispiel wenn der ausgesuchte Rüde zu weit entfernt ist und eine Reise ins Ausland erforderlich wäre. Dies kommt aber tatsächlich nicht so häufig vor, wenn es geht, ziehen wir immer den natürlichen Decksprung vor.“
Bist du im Zuchtverband, solltest du klären, welche Zuchtbedingungen der Verband hat, damit die Welpen Papiere bekommen. Luisa erklärt, dass manche Verbände bestimmte Voruntersuchungen oder das Vorhandensein passender Papiere des Rüden voraussetzen.
Du musst dir überlegen, ob du genug Platz und die passenden Räumlichkeiten zur Verfügung hast: „Die Welpen bleiben ja nicht lange im Körbchen. Sie werden aktiv und wollen die Welt entdecken. Außerdem sollten sie auch von Anfang an sozialisiert werden und Beschäftigung bekommen. So ein Projekt wegen Lärm und Gestank einfach in der Garage umzusetzen wird da schwierig. Vor allem, wenn die Hündin auch normalerweise Familienanschluss gewöhnt ist.“ Auch die Jahreszeit hat erheblichen Einfluss auf den Ablauf. Bekommt deine Hündin im Winter ihre Welpen, kann das eine Herausforderung für dich darstellen, denn es wird schwieriger die Welpen draußen im Garten laufen zu lassen, wenn es zu nass und zu kalt ist.
Möchtest du einen zweiten Versuch unternehmen, deine Hündin decken zu lassen, da sie während ihrer letzten Läufigkeit die Deckung nicht aufgenommen hat, solltest du die Gründe für das Misslingen herausfinden. Lasse deine Hündin am besten erneut gut durchchecken, um herauszufinden, warum sich nichts in der Gebärmutter eingenistet hat, und um nochmal sicherzugehen, dass sie auch wirklich gesund ist.
Beim Züchten sollte verantwortungsbewusstes Handeln an erster Stelle stehen. Dazu gehört auch, dass du dir bewusst machst, welche Kosten auf dich zukommen können.
„Genau lässt sich nicht angeben, wie hoch die Kosten sind, wenn man seine Hündin decken lässt. Da hängen unglaublich viele unbeeinflussbare Faktoren drin. Besonders bezogen auf die Gesundheit können unvorhersehbare Dinge passieren, wenn der Hund im Laufe der Zeit krank wird oder es im Verlauf der Geburt zu Komplikationen kommt und ein Kaiserschnitt notwendig wird. Auch die Größe des Wurfs beeinflusst die Kosten: Musst du 10 Welpen entwurmen lassen, kostet das natürlich mehr als eine Entwurmung von 5 Welpen.“
Weitere Kostenpunkte sind:
Luisa warnt: „Die Zeit mit der trächtigen Hündin und den Welpen ist wunderschön! Aber auch arbeitsreich und intensiv. Wer züchten will, sollte immer bedenken, dass es auch zu Komplikationen kommen kann: Wenn ein Welpe krank wird oder die Hündin zum Beispiel nicht selbst säugen kann. Dann musst du selbst ran und die Welpen alle zwei Stunden füttern, sodass es mit einem Vollzeitjob schwierig wird. Du brauchst auf jeden Fall einen zeitlichen und finanziellen Puffer, um auf alles vorbereitet zu sein.“
Zu welchem Zeitpunkt du deine Hündin decken lassen solltest, hängt vom Alter, dem individuellen Charakter und der Rasse ab. Kleine Rassen sind in der Regel schon mit 5 – 6 Monaten geschlechtsreif. Große Hunde brauchen dagegen etwas mehr Zeit und sind erst mit 12–16 Monaten hormonell erwachsen. Das Alter der Geschlechtsreife ist aber definitiv noch nicht der passende Zeitpunkt, um mit der Zucht zu starten.
„Generell empfehle ich keinen Hund vor der zweiten Läufigkeit decken zu lassen. Ist das Tier zu jung oder noch nicht erwachsen genug, können die Welpen und die Mutterrolle zu überfordernd sein. Ideal ist in den meisten Fällen zwischen dem zweiten und dem dritten Lebensjahr.“
Zu alt sollte deine Fellnase beim ersten Wurf jedoch auch nicht sein: „Wenn eine Hündin nach dem 5. Lebensjahr noch keine Welpen ausgetragen hat, empfehle ich nicht mehr damit anzufangen. Generell sollten erfahrene Hündinnen nicht mehr nach dem 7. Lebensjahr tragen, auch wenn sie das theoretisch bis an ihr Lebensende könnten, denn Hunde haben keine Menopause.“ Luisa erklärt uns, dass das Risiko für Komplikationen und Schwergeburten bei älteren Hunden deutlich höher ist.
Bei der Frage, ob du deine Hündin decken lassen solltest, musst du also einiges berücksichtigen und in deine Überlegungen einbeziehen. Der Zucht sollte nichts mehr im Wege stehen, wenn folgende Punkte auf dich zutreffen:
Als Tierärztin kennt sich Luisa Beck mit dem Thema Trächtigkeit, Welpengeburt und allem, was dazu gehört, bestens aus. In der familiär geführten Pferdeklinik und Kleintierpraxis Brockhagen werden von ihr regelmäßig Trächtigkeitsdiagnostiken und Kaiserschnitte durchgeführt. Luisa ist bei ihrer Arbeit durch ihre Liebe zu Hunden immer mit vollem Herzen dabei und erfüllt sich nach reiflicher Überlegung nun den Traum von eigenen Welpen.