Damit werden alle Hundehalter früher oder später konfrontiert: Der noch vor wenigen Jahren so agile beste Freund auf vier Pfoten ist plötzlich schnell kaputt und weniger belastbar – die Fellnase ist zum Hundesenior geworden. Die Alterung von Hunden ist vergleichbar mit dem Altern von Menschen: Der Körper wird immer schwächer und braucht längere Ruhephasen, um sich zu erholen – auch geistig.
Du kannst dafür sorgen, dass es deinem Vierbeiner auch im hohen Alter gut geht. Wir haben mit inpetto Expertin und Hundephysiotherapeutin Letizia Langer gesprochen. Sie verrät, worauf du achten solltest.
Ab wann dein Hund als Senior gilt, ist vor allem von seiner Rasse abhängig, denn auch die Lebenserwartung unterscheidet sich. Während große Hunderassen oft schon ab 5 Lebensjahren als alt angesehen werden, treten kleine Rassen erst ab 9 ins Seniorenalter ein. Wann ein Hund die ersten Alterssymptome zeigt, ist individuell verschieden und kann wie bei Menschen nicht pauschalisiert werden.
Dass dein Hund zu altern beginnt, macht sich durch verschiedene äußerliche und charakterliche Symptome bemerkbar. Je nach Gewicht, Größe, Vorerkrankungen und ausbleibender Förderung der Mobilität kann es schneller zu Alterungsprozessen im Körper deines Hundes kommen. Mögliche Alterserscheinungen sind:
Letizias Tipp: “Es ist ratsam, mit seinem Hund einmal im Jahr einen allgemeinen Check-up beim Tierarzt zu machen – besonders wenn er älter wird oder wenn man Veränderungen bemerkt. So bleibt die Lebensqualität des Hundeseniors erhalten und der Liebling kann möglichst lange fit und gesund gehalten werden!”
Mit zunehmendem Alter lässt die Gesundheit deines Hundes nach: Krankheiten werden häufiger, sodass Tierarztbesuche immer mehr zum Alltag werden. Regelmäßige Untersuchungen sind notwendig, auch wenn beim Tier keine Anzeichen von Schmerzen zu sehen sind.
Hundekrankheiten und gesundheitliche Probleme, die Senioren häufig quälen, sind:
Je älter ein Hund ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er am kognitiven Dysfunktionssyndrom (Demenz) erkrankt. Durch die Krankheit kann der Hund Erlerntes vergessen und sein Wesen verändern, z. B. könnte er Kuscheleinheiten verweigern. Mit Medikamenten und einer kontinuierlichen Versorgung durch den Tierarzt können dem Hund jedoch noch einige schöne Jahre bevorstehen.
Die Gelenke können deinem Hund im Alter ebenfalls Probleme bereiten. Die Knorpel sind nicht mehr so elastisch und weniger belastbar, was einen steifen Gang und Lahmheiten hervorruft.
Das Immunsystem von Hundesenioren ist wie bei Welpen geschwächt, weshalb Parasiten und Infekte ein leichtes Spiel haben.
Bei alten Hunden lässt zudem das Hörvermögen und die Sehkraft nach, wodurch sie an Orientierung verlieren können und im Alltag mehr Unterstützung benötigen.
Letizia hat den Tipp, von klein auf ein Wort- und ein Sichtzeichen zu trainieren, damit der Hund seine Besitzer/-innen auch mit eingeschränktem Hörvermögen versteht.
Auch Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sind Teil des natürlichen Alterungsprozesses, da dieser sensibler ist. Probleme mit der Verdauung wie Durchfall oder Erbrechen können daher öfter vorkommen. “Beschwerden sollten stets mit dem Tierarzt abgeklärt werden, der die passende Behandlung anwenden kann. In Absprache mit der Praxis kann auch Akupunktur unterstützend eingesetzt werden”, erklärt Letizia.
Da die Muskeln, die den Urin in der Blase halten, schwächer werden, ist Inkontinenz bei alten Hunden häufig.
Da sich der Stoffwechsel mit den Jahren verändert, muss das Futter bei Seniorenhunden angepasst werden, um Übergewicht oder Unterernährung zu vermeiden.
Manche Hunde entwickeln einen Eigengeruch wie Mundgeruch. Kann die Tierarztpraxis gesundheitliche Defizite ausschließen, kann eine Futterumstellung eine Lösung zu sein, um das Problem in den Griff zu bekommen. Es sollte auch stets auf die Hygiene der Ohren, des Mauls, der Krallen und des Fells geachtet werden.
“An oberster Stelle sollte die Tierarztpraxis aufgesucht werden, wenn der Senior nicht mehr fressen will. Kann eine gesundheitliche Ursache ausgeschlossen werden, können auch psychische Faktoren eine Rolle spielen: Manche Hunde kommen im Alter mit Veränderungen wie Umzügen, einer Trennung, einem neuen Hund oder einfach geänderten Arbeitszeiten nicht zurecht und zeigen dies durch das Stresssymptom der Futterverweigerung. Manche Hunde verändern auch ihren Geschmack und wollen deshalb ihr bekanntes Futter nicht mehr fressen. Hier kann eine Futterumstellung helfen, die mit einem Tierarzt oder einem Ernährungsberater abgestimmt werden kann.”
“Übrigens trinken alte Hunde meist mehr als junge, da sie mehr Flüssigkeit brauchen, denn ihre Zellen speichern Wasser schlechter. Das allein ist also noch kein Grund zur Sorge!”
Altern Hunde, verändern sich auch ihre Bedürfnisse. Um deinen alten Hund zu unterstützen, solltest du euren Alltag entsprechend anpassen. Darauf solltest du im Umgang mit deinem Senior achten:
1. Gemeinsam Treppen steigen:
“Der Hund darf alleine Treppen steigen, solange er sie sicher und ohne Beschwerden bewältigen kann. Hat er jedoch Schwierigkeiten dabei, stürzt, stolpert oder taumelt häufig oder hat gar Schmerzen, beispielsweise durch Arthrose, sollte das Treppensteigen vermieden werden. Ist das nicht immer machbar, sollte der Hund möglichst hoch- und runtergetragen werden.”
2. Übungen zur Beweglichkeit der Muskulatur:
“Um den Hund agil zu halten, bieten sich Übungen zum Muskelaufbau und zur -stärkung an, z. B. große Wendungen oder gerades Stehen und Sitzen ohne Schonhaltung. Man kann auch nacheinander für 2–4 Sekunden die Beine anheben, wenn der Hund diese Bewegungen noch halten kann.”
3. Ruhephasen einrichten:
“Alte Hunde brauchen viele Pause- und Ruhephasen, in denen sie dösen oder schlafen können, um Energie zu tanken und sich nicht zu verausgaben.”
4. Kurze Spaziergänge:
“Gassirunden mit alten Hunden sollten kürzer ausfallen. Alte Hunde können je nach Alter, Allgemeinbefinden und Fellstruktur auch empfindlicher gegenüber Wetterverhältnissen werden: Bei Nässe und Kälte treten Muskelverspannungen häufiger auf. Regenmäntel und andere Bekleidung für Hunde können Krankheiten verhindern und dafür sorgen, dass der Hund sich draußen wohler fühlt. Außerdem sollten Hunde, die nicht mehr gut sehen oder hören können, nicht mehr im Freilauf sein. Um ihnen trotzdem Freiraum zu gewähren, können sie über eine Schleppleine abgesichert werden.”
5. Mehr Pflege:
Letizia erklärt, dass auch die Krallen- und Fellpflege im Alter wichtiger wird: “Durch zu lange Krallen laufen Hunde nicht mehr so stabil und die Statik der Pfoten wird beeinträchtigt, was zu Schmerzen aufgrund der Fehlhaltung und langfristig zu Arthrose führen kann. Ist das Fell zwischen den Ballen zu lang, wird ebenfalls die Stabilität verringert, z. B. auf glatten Böden.”
6. Alleinelassen unter Vorbehalt möglich:
“Für manche Seniorenhunde ist es kein Problem, allein zu bleiben. Neigt der Hund jedoch zu Unsicherheit, braucht er seinen Besitzer häufig zur Orientierung und will daher ungern alleine bleiben. Natürlich kann man den Hund nicht immer mitnehmen. Dann kann eine Hundepension oder eine andere Tagesbetreuung die Lösung sein.”
7. Wohnung sichern:
“Um den Hund im Alter zu unterstützen, sollten auch gefährliche Gegenstände aus der Wohnung entfernt werden, damit er sich nicht verletzt.”
8. spezielles Training:
“Übungen für mehr Selbstvertrauen und eine stärkere Bindung zum Halter können helfen, den Hund zu kräftigen.”
In der Regel kannst du die Ernährung deines Hundes – je nach Hunderasse – ab einem Alter von 7 bis 9 Jahren umstellen. Seniorenhunde brauchen oft andere Nährstoffe und eine andere Versorgung als jüngere Hunde oder Welpen. Seniorfutter ist meistens fett- und energieärmer, um Übergewicht zu vermeiden.
Doch ob dein Vierbeiner Hundefutter für Senioren braucht oder nicht, kommt auf seine Aktivität, Bewegungsfreude oder seinen Stoffwechsel an.
Letizia rät: “Wirkt dein Hund mager oder verliert er an Muskelmasse, solltest du ihm ein anderes Futter füttern. Behalte jedoch möglichst die Futterart, also Nassfutter oder Trockenfutter bei, die er sein Leben lang bevorzugt bekommen hat.”
Ein alter Hund sollte keine langen Gassirunden mehr drehen. Darauf sollte bei Spaziergängen mit alten Hunden geachtet werden:
Letizia Langer ist Hundephysiotherapeutin und kennt sich als Inhaberin ihrer eigenen Praxis bestens mit den tierischen Patienten jeden Alters aus. Häufig betreut sie alte Hunde mit Problemen des Bewegungsapparates und sorgt dafür, dass sie schmerzfrei und mobil durchs Leben kommen. Mit typischen Senioren-Krankheiten wie Arthrose und Bandscheibenvorfällen ist sie gut vertraut und behandelt sie mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten.